Toxoplasmose: Tödliche Zuneigung
Stellen Sie sich eine Welt ohne Angst vor. Wie befreiend wäre es, unbeeinträchtigt von unseren täglichen Sorgen durchs Leben zu gehen: Wir könnten furchtlos über viel befahrene Straßen spazieren, waghalsige Abenteuer erleben und Horrorfilme ansehen, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch genauer betrachtet entpuppt sich die Aussicht als düster, ja tödlich. Schließlich sind unsere Ängste da, um uns zu schützen.
Mäuse zum Beispiel bewahrt ihre grundsätzliche Aversion gegen Katzen normalerweise vor den tödlichen Klauen. Doch lauert den Nagern dieser Welt ein zweiter Feind auf – einer, der dafür sorgen kann, dass sie erst gar keine Angst vor Katzen verspüren: Der Einzeller Toxoplasma gondii, ein Protozoon, vermag die fundamentalsten Selbsterhaltungsinstinkte eines Nagers außer Kraft zu setzen. Die Folge: Die Maus flieht nicht mehr vor Katzen, sondern fühlt sich auf seltsame Weise zu ihnen hingezogen.
Der Einfluss von Toxoplasma reicht jedoch noch viel weiter. Zwar sind Nagetiere und Katzenartige die wichtigsten Wirtstiere des Parasiten, aber er infiziert auch die Gehirne von Milliarden anderer Tiere an Land, im Wasser und in der Luft. Menschen sind da keine Ausnahme. Wissenschaftler schätzen, dass weltweit drei Milliarden Menschen Toxoplasmen in sich tragen. In den USA haben sich die Parasiten in den neuronalen Schaltkreisen jedes fünften Einwohners eingenistet; in anderen Ländern beträgt die Infektionsrate gar bis zu 95 Prozent. ...
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