Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Transgender: Im falschen Körper

Manche Menschen werden mit dem einen Geschlecht geboren, identifizieren sich aber mit dem anderen. Lässt sich am Gehirn der Betreffenden ablesen, ob sie eher weiblich oder männlich sind?
Ein Jugendlicher, der keinem der  beiden klassischen Geschlechter zugeordnet werden kann

Im August 2021 schrieb die neuseeländische Gewichtheberin Laurel Hubbard Geschichte: Als erste bekennende Transgenderperson nahm sie an den Olympischen Spielen teil, und zwar bei den Frauen. Zuvor wurde die Kritik laut, sie habe auf Grund ihres genetischen, männlichen Geschlechts einen Wettbewerbsvorteil. Dabei hatte Hubbard die vom IOC vorgegebenen Richtlinien erfüllt: Der Testosteronspiegel hatte in den vergangenen zwölf Monaten unter dem festgelegten Grenzwert gelegen.

Das Thema »Transgender« – die Identifikation mit einem anderen Geschlecht als dem bei der Geburt zu­gewiesenen – ist derzeit in Medien, Politik und Ge­sellschaft allgegenwärtig. Wie im Fall von Hubbard werden verschiedenste Fragen dazu lebhaft debattiert: In welcher Geschlechterkonkurrenz dürfen Transgender­personen im Sport antreten? Sollten sie Frauen- oder Herren-Toiletten benutzen? Und welches Pronomen (»er« oder »sie«) sollte man verwenden, wenn man über sie spricht?

Ich als Neurowissenschaftler bekomme immer wieder die folgende Frage zu hören: Weist das Gehirn von jemandem, der als Mann geboren wurde, sich aber als Frau identifiziert (oder umgekehrt), eher männliche oder eher weibliche Eigenschaften auf? Das ist aus mehreren Gründen nicht leicht zu beantworten. Erst einmal müssten wir klären, was überhaupt ein männliches oder weibliches Gehirn ausmacht ...

Kennen Sie schon …

Spektrum Kompakt – Liebe ist bunt

Dass Liebe in verschiedenen Formen und Ausdrucksweisen ausgelebt werden will, muss noch heute häufig an gesellschaftlichen Interpretationen scheitern. Was sich hierbei gehört, ist insbesondere durch das Geschlecht normiert. Doch zeigt nicht zuletzt das Tierreich, dass solche Rahmen veraltet sind.

Spektrum Kompakt – Pionierinnen – Frauen, die Geschichte schrieben

Ob Schauspielerinnen, Schriftstellerinnen oder Königinnen: Schon in der frühen Geschichte lassen sich hier wie dort Frauen finden, die soziale Normen nicht nur hinterfragten, sondern sich auch von ihnen befreiten. Ihre Lebensgeschichten dienen auch heute als Inspiration für Geschlechterdiskurse.

Spektrum Kompakt – Alzheimer – Ursachen und Therapien

Fachleute weltweit machen Fortschritte dabei, Morbus Alzheimer besser zu verstehen. Die Suche nach den Wurzeln der Neurodegeneration und einem Weg, sie zu stoppen, gehen dabei Hand in Hand – und die Bemühungen haben erstmals Medikamente hervorgebracht, die das Vergessen verlangsamen können.

  • Quellen

Arcelus, J. et al.: Systematic review and meta-analysis of prevalence studies in transsexualism. European Psychiatry 30, 2015

Berglund, H. et al.: Male-to-female transsexuals show sex-atypical hypothalamus activation when smelling odorous steroids. Cerebral Cortex 18, 2008

Burke, S. M. et al.: Hypothalamic response to the chemo-signal androstadienone in gender dysphoric children and adolescents. Frontiers in Endocrinology (Lausanne) 5, 2014

Clemens, B. et al: Predictive Pattern Classification can Distinguish Gender Identity Subtypes from Behavior and Brain Imaging. Cerebral Cortex, 30, 2020

Clements-Nolle, K. et al.: Attempted suicide among transgender persons: the influence of gender-based discrimination and victimization. Journal of Homosexuality 51, 2006

Fernandez, R. et al.: Analysis of four polymorphisms located at the promoter of the estrogen receptor alpha ESR1 gene in a population with gender incongruence. Journal of Sexual Medicine 8, 2020

Heylens, G. et al.: Psychiatric characteristics in transsexual individuals: multicentre study in four European countries. British Journal of Psychiatry 204, 2014

Majid, D. S. et al.: Neural System for Own-body Processing Align with Gender Identity Rather Than Birth-assigned Sex. Cerebral Cortex 30, 2020

Mueller, S. C. et al.: Neural correlates of ostracism in transender persons living according to their gender identity: a potential risk marker for psychopathology? Psychological Medicine, 48, 2018

Mueller, S. C. et al.: The neuroanatomy of transgender identity: mega-analytic findings. Journal of Sexual Medicine 18, 2021

Nota, N. M. et al.: Brain functional connectivity pattersn in children and dolescents with gender dysphoria: Sex-atypical or not? Psychoneuroendocrinology 86, 2017

Ritchie, S. J. et al.: Sex differences in the adult human brain: evidence from 5216 UK Biobank participants. Cerebral Cortex 28, 2018

Siegmann, E.M. et al.: Digit ratio (2D:4D) and transgender identity: new original data and a meta-analysis. Scientific Reports 10, 2020

Zhou, J.-N. et al.: A sex difference in the human brain and its relation to transsexuality. Nature 378, 1995

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.