Transplantation: Kopf über Hals
Sergio Canavero liebt den großen Auftritt. Am 12. Juni 2015, bei der Jahreskonferenz der American Academy of Neurological and Orthopaedic Surgeons, verkündet er seinen kühnen Plan: Binnen der nächsten zwei Jahre will er die erste Kopftransplantation beim Menschen durchführen. Im Grunde wäre die Bezeichnung "Körpertransplantation" treffender für sein Vorhaben, soll der Patient doch einen neuen Leib für seinen Kopf erhalten. In dem Eingriff sieht der Neurochirurg, der bis zur Veröffentlichung seines umstrittenen Vorhabens am Universitätsklinikum Turin tätig war, die Lösung für bisher unheilbare Leiden. Könne man einen kranken Körper einfach durch den eines hirntoten, aber sonst gesunden Spenders ersetzen, seien Diabetes, Krebs und Lähmungen kein Thema mehr, und, so sagt er, die Menschheit rücke der Unsterblichkeit ein Stück näher. Was nach Sciencefiction klingt, ist für Canavero keineswegs Zukunftsmusik: Zuletzt nannte der Mediziner das Frühjahr 2018 als möglichen Termin.
Wissenschaftler träumen schon seit mehr als einem Jahrhundert von der Verpflanzung des Hauptes und testeten dies bereits in etlichen Tierexperimenten. Den Anfang machte 1908 der US-amerikanische Physiologe Charles Guthrie, der gemeinsam mit dem Nobelpreisträger Alexis Carrel (1873-1944) bahnbrechende Erfolge auf dem Gebiet der Vaskulärchirurgie erzielte. Zu eher fragwürdigem Ruhm verhalf ihm dagegen ein anderes Projekt. Er enthauptete einen Hund und nähte dessen Kopf seitlich an den Hals eines anderen. Die Arterien verband er so, dass das Blut zuerst in den zweiten Kopf floss, dann in den ursprünglichen. Zeigte das Tier anfangs noch Reflexe, verschlechterte sich sein Zustand innerhalb weniger Stunden, so dass man sich entschied, es zu töten.
In den Jahren darauf erschufen Wissenschaftler wiederholt solche Kreaturen ...
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