Verhaltensforschung: Transvestiten wollen Wärme
Männchen im Dutzend umschlingen ein Weibchen. Was aussieht wie eine wilde Orgie, ist jedoch nur das Ergebnis eines frechen Betrugsmanövers – und die Angebetete in der Mitte in Wahrheit ein unterkühltes Männchen auf der Suche nach Wärme und Schutz. Mit Pheromonen ähnlich denen eines Weibchens narrt es seine Geschlechtsgenossen. Eine solche Täuschung ist bei männlichen Rotseitigen Strumpfbandnattern (Thamnophis sirtalis parietalis) in Kanada durchaus üblich. Bislang dachte man, dass sich die "Transvestiten" dadurch auch in Gegenwart stärkerer Rivalen unbehelligten Zugang zu einem Weibchen erschleichen. Biologen um Rick Shine von der Universität Sidney haben nun jedoch ein anderes Motiv dahinter entdeckt: Die Betrüger wollen sich nach achtmonatigem Winterschlaf schlicht aufwärmen. Messungen mit Temperatursensoren an unterkühlten lebenden sowie toten Weibchen zeigten, dass das Getümmel liebeshungriger Männchen die Temperatur oft um über drei Grad erhöht. Ein Knäuel aus Schlangen bietet zudem Schutz vor Krähen, für die die winterträgen Nattern allein eine leichte Beute sind. (Nature, Bd. 414, S. 267)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 1 / 2002, Seite 26
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