Glaziologie: Trotzt der Karakorum dem Klimawandel?
Es handelt sich um das gletscherreichste Gebiet der Erde außerhalb der Polarzonen, daher auch sein Beiname "dritter Pol". Zugleich aber gehört es zu den am wenigsten erforschten Regionen weltweit. Der Gebirgszug, der sich vom afghanischen Hindukusch über den pakistanischen Karakorum bis zum indischen Himalaja erstreckt, enthält die höchsten Berge unseres Planeten und ist äußerst dünn besiedelt, grenzt jedoch an einige der bevölkerungsreichsten Länder der Erde. So hängt das Leben von mindestens 70 Millionen Menschen im Indusbecken von ihm ab.
Die spärlichen Kenntnisse über Geografie, Klima und Umwelt des Karakorums hält auch der Weltklimarat, das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), für problematisch. In seinem letzten Bericht von 2013 heißt es: "Das asiatische Hochgebirge umfasst eine große Vielfalt an Gletschern, deren Eigenschaften jedoch noch weit gehend unbekannt sind" und deren zukünftige Entwicklung daher "äußerst ungewiss" sei.
Rätsel gibt vor allem der Baltoro-Gletscher auf, weil er im Gegensatz zu den meisten nichtpolaren Eiszungen offenbar stabil ist und nicht schrumpft. Die Gletscherfront verharrt vermutlich schon seit 150 Jahren an derselben Stelle. Ähnliches gilt für die gesamte Karakorum-Kette. Digitale Geländemodelle und neuere Satellitendaten lassen teils sogar ein Vordringen der Eiszungen vermuten. Das Phänomen ist so ungewöhnlich, dass Wissenschaftler bereits von der "Anomalie des Karakorums" sprechen – ein Ausdruck, den Kenneth Hewitt von der Wilfrid Laurier University in Waterloo (Kanada) 2005 geprägt hat. ...
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