Neuropsychiatrie: Uneingelöste Versprechen
Als der Schweizer Psychiater Roland Kuhn (1912-2005) in den 1950er Jahren mit einem Stoff namens Imipramin eines der ersten antidepressiv wirksamen Psychopharmaka entwickelte, fand dies in seinem Kollegenkreis kaum Anklang. Die psychoanalytisch orientierte Psychiaterzunft seiner Zeit hielt wenig von der Behandlung seelischer Störungen mit Medikamenten. Schließlich seien Depressionen, Ängste oder Zwänge eindeutig psychisch und nicht körperlich bedingt.
Noch viele Jahrzehnte später grenzte sich die Psychiatrie als "Seelenheilkunde" strikt von der Neurologie ab, die sich mit den physiologisch beschreibbaren Erkrankungen des Nervensystems wie etwa der Parkinsonstörung oder der Epilepsie beschäftigt. Lag keine organische Hirnschädigung vor, so war das Problem offenbar "psychogenen" Ursprungs; geistig-mentale und psychosoziale Faktoren standen hierbei im Vordergrund und mussten therapeutisch "bearbeitet" werden.
Heute sieht das ganz anders aus ...
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