Evolution: Der Aufstieg der Säugetiere
Die Spannung im Saal war greifbar, als der englische Naturforscher und Theologe William Buckland (1784 – 1856) an jenem Frühwinterabend 1824 seinen Vortrag bei der Londoner Geografischen Gesellschaft begann. Seit Jahren kursierten Gerüchte, Buckland befasse sich mit ein paar riesigen versteinerten Knochen aus einem englischen Steinbruch. Jetzt endlich, nach fast zehnjährigen Studien, verkündete er dem Auditorium das Ergebnis seiner Untersuchungen: Diese Knochen würden von einer kolossalen Echse aus einer früheren Zeit stammen, die er einfach Megalosaurus nannte, also "Riesenechse".
Buckland hatte den ersten Dinosaurier, wie die Gruppe bald hieß, vorgestellt und damit die Begeisterung für diese Giganten der Vorzeit geweckt. Völlig in den Hintergrund geriet dadurch eine andere, ebenso revolutionäre Entdeckung, über die er am selben Abend auch sprach, obwohl er sie als "höchst bemerkenswert" bezeichnete. Beim Sichten weiterer Fossilien, die zusammen mit den Megalosaurus-Knochen zum Vorschein gekommen waren, hatte er zwei winzige Kiefer mit Höcker tragenden Zähnen bemerkt, die unverkennbar von mausgroßen Säugetieren stammten. Eigentlich glaubte man jedoch damals, die Säugetiere seien eine junge Schöpfung. Zwischen ihrer Zeit und frühen – von Riesensalamandern und großen Echsen beherrschten, durch Katastrophen beendeten – Erdzeitaltern klaffte nach jener Auffassung eine große Lücke. ...
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