Wissenschaftliches Publizieren: Faule Äpfel in der Datenbank
Heute hätte Herr zu Guttenberg mit seiner schlichten Abkupfermethode keine Chance mehr auf einen Doktortitel. Sowohl Universitäten als auch Dokumentenserver wie arXiv.org lassen wissenschaftliche Arbeiten inzwischen standardmäßig durch spezielle Software auf Plagiate überprüfen. Gibt es denn dann noch Auswege für jemanden, der sich zwar mit akademischem Ruhm schmücken will, aber die Mühen des ernsthaften wissenschaftlichen Arbeitens scheut? Die Antwort darauf ist wieder eine Software: Er könnte es mit SCIgen versuchen (die Abkürzung steht für "science generator", "Wissenschaftserzeuger").
Das allgemein zugängliche Computerprogramm SCIgen produziert einen Text mit dem für wissenschaftliche Arbeiten üblichen Aufbau; er besteht aus grammatikalisch korrekten englischen Sätzen, die typische Fachwörter enthalten und jeden Plagiatstest bestehen, denn sie werden für jede Anforderung neu mit dem Zufallszahlengenerator ausgewürfelt. Erst wer versucht, die ersten Absätze zu verstehen, erkennt – dann allerdings mühelos –, dass es sich um kompletten Unsinn handelt.
Ursprünglich war die Software ein Schelmenstreich dreier Doktoranden der Computerwissenschaften am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Jeremy Stribling, Maxwell Krohn und Daniel Aguayo waren, genervt von einer enormen Menge von Einladungen zu wissenschaftlichen Tagungen, zu der Überzeugung gekommen, bei gewissen Konferenzen finde keine nennenswerte Qualitätskontrolle statt. Im Jahr 2005 machten sie die Probe aufs Exempel und reichten bei der World Multi-Conference on Systemics, Cybernetics and Informatics (WMSCI) eine Nonsensarbeit ein. Der von der frisch entwickelten Software SCIgen produzierte Text "Rooter: A Methodology for the Typical Unification of Access Points and Redundancy" wurde prompt akzeptiert. ...
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