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Rechtsfragen: Verschwimmende Grenzen zwischen Mensch und Technik

Neurotechnologien wie tiefe Hirnstimulation und Gehirn-Computer-Schnittstellen eröffnen neue Therapiemöglichkeiten bei bisher nicht oder kaum behandelbaren schweren Krankheiten, sie werfen aber auch ethische und rechtliche Fragen auf.

Elektrozeutika nennt sie Kristoffer Famm, Vizepräsi­dent für bioelektrische Forschung und Entwicklung des britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline. In Abgrenzung zu chemischen Arzneistoffen wirken diese technischen Systeme, indem sie einzelne Nervenzellen mit elektrischen Impulsen ansteuern – so die Vision. Zwar kontaktieren die meisten gegenwärtig verfügbaren neuro­technologischen Verfahren noch größere Gruppen von Neu­ronen. Die fortschreitende Miniaturisierung mikroelektro­nischer Bauteile und ein immer besseres Verständnis des menschlichen Gehirns ermöglichen aber immerhin schon deren direkte Verbindung zu einem Computer.

Seit vielen Jahren sind bereits Cochleaimplantate und die tiefe Hirnstimulation (THS) im klinischen Einsatz. Bei Ersteren werden Gehörlosen Elektroden in das Innenohr implantiert, um durch Stimulation des Hörnervs akustische Wahrnehmungen zu ermöglichen; eine Elektronik wandelt die von einem Mikrofon aufgenommenen Töne in elektrische Signale um. Bei der THS bringt der Chirurg Elektroden in bestimmte, eng umgrenzte Bereiche des Gehirns, insbesondere um motorischen Störungen wie schwersten Formen der Parkinsonerkrankung mit elektrischen Impulsen entgegenzuwirken, weshalb manche Ärzte auch von Hirnschritt­machern sprechen. Das Blockieren fehlerhaft arbeitender Neurone ist eine mögliche Erklärung der noch nicht genau bekannten Wirkungsweise. Gegenwärtig erforscht man auch den Einsatz im psychiatrischen Bereich, insbesondere bei schweren Depressionen.

Während solche Elektrozeutika Signale in das Nerven­system einspeisen, werden Signale ableitende Gehirn-­Com­puter­-Schnittstellen zur Steuerung motorischer Prothesen erst seit kürzerer Zeit beim Menschen erforscht. Ihr Potenzial liegt beispielsweise in der direkten und natürlichen Ansteuerung motorisierter Prothesen. Bisherige Versuche, beispielsweise eine amputierte Hand durch eine funktionale künstliche zu ersetzen, stützten sich auf die Ableitung von Mus­kelpotenzialen auf der Haut. Dabei ist man aber stets auf die willentliche Kontrolle der Muskeln angewiesen. Ist ein Mensch etwa durch eine Verletzung des Rückenmarks und der daraus resultieren Querschnittlähmung dazu nicht in der Lage, eröffnen Gehirn­-Computer­-Schnittstellen die Möglich­keit, mittels abgeleiteter Hirnsignale Prothesen zu steuern. ...

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