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Videokonferenzen per Handy

Die nächste Generation der Mobilfunk-Geräte wird auch Multimedia-Daten empfangen und versenden.


Mobil telephonieren, über das Handy kurze Meldungen verschicken, das ist bald Schnee von gestern. Im Internet surfen, online Bibliotheken durchstöbern und Bankgeschäfte erledigen, Stadtpläne sowie Reise-Informationen auf das Handy herunterladen, Geräte fernsteuern, ja sogar Videokonferenzen durchführen und Fernsehnachrichten verfolgen – das soll die Zukunft des Handys sein. Denn Geräte und Netze der dritten Mobil-funk-Generation sollen für eine Datenübertragung bis maximal zwei Megabit pro Sekunde (Mbit/s) ausgerüstet sein – das wäre 200mal schneller als heutige Handys und immer noch 30mal mehr, als eine ISDN-Verbindung (64 Kbit/s) erlaubt.

Der internationale Verband für Telekommunikation (International Telecommunication Union, ITU) legte dafür vor allem drei Standards fest: die beiden amerikanischen CDMA-2000 und UWC-136 sowie UMTS – Universal Mobile Telecommunications System – als Weiterentwicklung des GSM-Standards (Global System for Mobile Communication), auf dem heute über 50 Prozent des Weltmarktes basieren. Die hohe Datenübertragungsrate erreichen diese Verfahren durch bestmögliche Nutzung des verfügbaren Frequenzbandes. Dazu erhält jeder Teilnehmer in einer Mobilfunkzelle eine eigene Sendefrequenz, und die Datenpakete werden optimal codiert.

Die maximale Übertragungsrate wird bei UMTS allerdings nur in sogenannten Pikozellen gewährleistet, die einen Radius von weniger als 100 Metern um den Sender umfassen. Das sind beispielsweise Bürogebäude oder Flughäfen und betrifft Situationen, in denen nur wenig Mobilität, dafür aber extrem hohe Datenraten gefordert sind. In größeren Mikrozellen – das wäre beispielsweise ein Stadtzentrum – sollte zunächst eine maximale Datenrate von 384 Kbit/s ausreichen. Die Makrozellen außerhalb von Städten schließlich müssen sich zumindest am Anfang mit etwa 100 Kbit/s zufrieden geben; das leistet bereits die GPRS-Erweiterung (Global Packet Radio System) des GSM-Standards, die mit Hilfe der Internet-Technologie Datenpakete verschicken kann.

Eine erste UMTS-Version soll ab 2001 von einem Joint Venture der Unternehmen Siemens und NEC in Japan realisiert werden. In Deutschland stehen im Mai 2000 die Funkfrequenzen für die dritte Mobilfunk-Generation zur Versteigerung an.

Beratungsunternehmen prognostizieren ein gutes Geschäft: So soll der Datentransfer von und zu Mobilfunkgeräten bis 2005 jährlich um 70 Prozent zunehmen. Die Zahl der Handybesitzer wird sich dann auf über eine Milliarde mehr als verdoppelt haben und fast 80 Millionen davon werden rund 30 Megabyte an Daten pro Monat verschicken.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 3 / 2000, Seite 92
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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