Geistesblitze - Persönlichkeit: Viele Neider, wenige Gönner
Geht es ums Geld, verhalten wir uns oft irrational. Fast jeder Dritte nimmt sogar selbst Nachteile in Kauf, bloß damit niemand anderes mehr bekommt. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler um Angel Sánchez von der Universität Carlos III in Madrid. Sie wollten herausfinden, nach welchen Prinzipien wir in sozialen Konfliktsituationen entscheiden, und stellten 541 Versuchsteilnehmer deshalb vor ein klassisches Dilemma: Sie mussten sich in jeder Runde dazu entschließen, mit ihrem Mitspieler zu kooperieren oder eben nicht – allerdings ohne sich mit diesem absprechen zu können.
Die Entscheidungen hatte je nach Spielvariante unterschiedliche Konsequenzen: Wenn beide Spieler die Option "kooperieren" wählten, erreichten in einem Fall auch beide die höchste Gewinnausschüttung. In einem anderen Spiel gewann hingegen nur der Spieler, dessen Eigeninteresse für ihn wichtiger war. Der Kooperierende bekam weniger.
Bei der Auswertung der mehr als 8000 Durchläufe konnten die Forscher ihre Versuchspersonen schließlich in vier Typen unterteilen: den Optimisten, den Pessimisten, den Vertrauenden und den Neider. Optimisten setzten immer auf die Option mit dem höchsten Gewinn, egal wie hoch das Risiko war. Pessimisten erwarteten dagegen, dass ihr Mitspieler sie im Stich ließ, und wählten stets die sicherste Gewinnmöglichkeit, selbst wenn ihnen diese Strategie nicht so viel Geld einbrachte. Die Vertrauenden agierten grundsätzlich kooperativ, auch in Fällen, in denen dies von Nachteil sein könnte.
Der größte Anteil der Versuchspersonen präsentierte sich allerdings als Neider: Sie wollten immer verhindern, dass ihre Mitspieler mehr Geld als sie selbst bekamen – auch wenn sie dadurch ihre eigenen Chancen auf den Gewinn gefährdeten. Dies traf auf rund 30 Prozent der Teilnehmer zu, während die anderen Gruppen jeweils 20 Prozent der Versuchspersonen umfassten. Bei 10 Prozent der Probanden konnten die Forscher gar keine Strategie erkennen; möglicherweise entschieden sie schlicht per Zufall.
Ob sich die Ergebnisse auch auf Entscheidungen im Alltag übertragen lassen, ist allerdings unklar. Denn im echten Leben sind Konfliktsituationen meist deutlich komplexer: Es gibt mehr Optionen, die Konsequenzen sind vielfältiger und Verhandlungen oft möglich.
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