Archäologie: Vietnams Altsteinzeit als Bambuszeit?
Vor gut 14 700 Jahren begann sich die Welt dramatisch zu verändern: Eine globale Erwärmung beendete die letzte große Kaltzeit (umgangssprachlich als Eiszeit bezeichnet). Vor allem in der Nordhemisphäre waren die Auswirkungen enorm: Die Gletscher schmolzen, Waldland verdrängte die eisigen Tundren, und der Meeresspiegel stieg im Lauf der nächsten Jahrtausende weltweit um bis zu 115 Meter. Seitdem trennt nicht nur die Nordsee Großbritannien vom Festland. In Südostasien verschwand sogar eine Landmasse von der Größe Westeuropas; dabei entstand unter anderem der Golf von Tonking vor Vietnams Küste. Für die Jäger und Sammler Europas brach eine neue Zeit an, die innovative Jagdstrategien erforderte. Anhand zahlreicher Fundstellen können Prähistoriker diesen Wandel für Westeuropa inzwischen im Detail nachvollziehen.
Im Fall Vietnams ist die Faktenlage deutlich schlechter. Etliche Lager- und Siedlungsplätze dürften im heutigen Schelfgebiet liegen, das heißt unter Wasser und Schlick verborgen sein. Obendrein herrschte schon vor Jahrtausenden ein subtropisches bis tropisches Klima in der Region, in dem organische Überreste schnell verrotteten, sofern sie nicht durch einen glücklichen Zufall in ein feuchtes, sauerstoffarmes Bodenmilieu gerieten.
Wir wissen nicht einmal genau, seit wann Menschen in der Region lebten. Es gibt nur Anhaltspunkte: Menschlichen Skelettresten zufolge erreichte der Homo sapiens vor spätestens 40 000 Jahren Australien, und da er von Afrika kommend über das südliche Asien dorthin gezogen sein muss, dürfte er auch Vietnam passiert haben. Dieser These entsprechen die Überreste zweier Individuen in der Tam-Pa-Ling-Höhle im benachbarten Laos, deren Datierung allerdings umstritten ist ...
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