Paläogenetik: Zweischneidiges Neandertalererbe
Unsere Vorfahren hatten offensichtlich ein umtriebiges Sexualleben: Sie bekamen gemeinsame Kinder mit Neandertalern, mit Denisovanern (auf deren Spuren Paläogenetiker in Fossilien aus dem Altai stießen) und anscheinend auch mit anderen archaischen Menschen. Erbgutuntersuchungen der vergangenen Jahre belegten zweifelsfrei die weit zurückliegenden Kontakte. Dabei erweist sich die uns eigene Neandertaler-DNA als höchst divers: Jeder Einzelne besitzt zwar nur sehr wenig davon, doch zusammengenommen könnten die Anteile verschiedener Menschen mehr oder weniger das halbe Erbgut unserer urzeitlichen Vettern ergeben.
Um die Bedeutung der übernommenen DNA-Stücke aufzudecken, ziehen Forscher die umfangreichen Daten zu Genomanalysen von vielen Individuen heran. Dabei entpuppen sich manche der fremden Erbgutsequenzen als segensreich, andere als weniger wünschenswert. Die Auswirkungen reichen von der Anpassungsfähigkeit an außerafrikanische Umwelten bis hin zur Anfälligkeit für Krankheiten wie Asthma, bestimmte Hautleiden und vielleicht sogar Schwermut.
Höchstens zwei bis vier Prozent des Erbguts der meisten Europäer und Asiaten stammen von Neandertalern. Denisovaner-DNA macht bei Melanesiern und Australiern etwa fünf Prozent aus. Hinzu dürften Spuren weiterer früherer Menschenformen kommen, die Biologen in modernen Genomen zu erkennen meinen. ...
Schreiben Sie uns!
1 Beitrag anzeigen