Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften: Vom Stücklohn zum privatisierten Gefängnis
Was kann ein Pilot bei der Lufthansa tun, um seine firmeninterne Karriere zu fördern? Gar nichts. Nur Älterwerden hilft. Nach dem "Senioritätsprinzip" hat den ersten Zugriff auf eine frei werdende höherrangige Stelle der jeweils dienstälteste Bewerber.
In einer Zeit, in der leistungsabhängige Bezahlung und ausgeklügelte Bonussysteme – zumindest auf dem Papier – an der Tagesordnung sind, wirkt diese Regelung seltsam antiquiert. Dabei ist die Begründung alles andere als gleichmacherisch oder gar sozialistisch. Was immer ein Pilot tun könnte, um bei der Firmenleitung besser dazustehen – im halbkranken Zustand unermüdlich zum Einsatz erscheinen, zur Gewichtsersparnis mit knappen Treibstoffreserven fliegen, Kollegen schlechtmachen –, erhöht im Endeffekt das Risiko. Die zu erwartenden hohen Kosten eines Schadens würden den Nutzen übersteigen, den die Firma aus dem besonderen Einsatz ihrer Angestellten ziehen könnte.
Abwägungen dieser Art haben die diesjährigen Preisträger theoretisch untersucht und insbesondere in Gestalt mathematischer Modelle formalisiert. Die Hauptfiguren dieser Modelle heißen in der englischsprachigen Literatur traditionell "principal" und "agent", was mit "Chef" und "Angestellter" nur sehr unvollkommen übersetzt ist. Typische Paarungen sind ein Mandant und sein Rechtsanwalt, der McDonald’s Konzern und ein einzelner Restaurantbetreiber, ein Risikokapitalgeber und ein hoffnungsvoller Jungunternehmer, Aufsichtsrat und Vorstand eines Unternehmens. ...
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