Vor fünfzig und vor hundert Jahren
1948
Mehrschalen-Greifer für die Trümmerbeseitigung. Mehrschalen-Greifer sind besonders geeignet für Arbeiten bei der Trümmerbeseitigung, vor allem dann, wenn die Schuttmassen mit großen Steinbrocken, Ziegelsteinen oder Holz- und Eisenteilen durchsetzt sind... Der dargestellte Mehrschalen-Greifer unterscheidet sich von dem seit längerer Zeit bekannten sogenannten Polyp-Greifer vor allem dadurch, daß bei ihm die Finger a mit ihrer Lagerplatte b durch ein Bolzengelenk c von der Unterflasche d getrennt sind. Dadurch wirkt die Lagerplatte als Pendelscheibe. Auch bei der größten Schräglage der Lagerplatte behält die Seilflasche stets ihre senkrechte Lage zum Seilzug des Baggers bzw. des Kranes bei. Infolge dieser Anordung können sich auch die Greiferfinger beim Arbeiten im sperrigen Fördergut diesem in ihrer Lage anpassen, was zur Schonung der gesamten Konstruktion beiträgt. (VDI-Zeitschrift, Bd. 90, Nr. 12, Dezember 1948, Seite 372)
Piccard’s Bathyscaph. Der Druck ist zunächst das schwierigste Problem. Piccard mußte mit dem Gewicht einer Kraft von 290 Kilogramm rechnen, die auf jedem Quadratzentimeter der Außenfläche seiner Kugel ruhen würde... Piccard wählte zunächst als Form für die „Ballon-Gondel“ die Kugel, weil diese von allen Körpern bei größtem Rauminhalt die geringste Oberfläche zeigt. Die Außenwand dieser Kugel ließ er aus einem hochwertigen Stahl in Stärke von zehn Zentimeter anfertigen. Der Durchmesser beträgt zwei Meter. Das rechte enge Zimmer, das die Taucher aufnehmen soll, erhält Licht von außen durch Fenster, die mit einem glashellen Kunstharzstoff von vierzehn Zentimeter Stärke verschlossen sind. In diesem Zimmerchen sind auch alle erforderlichen Instrumente und Bedienungsgeräte vereinigt. Diese „Gondel“ wird getragen von einem Stahlblechkörper, einem niedrigen Zylinder, einer Tortenschachtel ähnlich, der mehrere Behälter mit Heptan, einem leichten Gas enthält... Wird Gas abgeblasen, so sinkt das ganze Aggregat, wird Ballast abgeworfen, so steigt der Bathyscaph. (Orion, 3. Jg., Heft 12, 15. Dezember 1948, Seite 562)
Eismuseum. Vor einiger Zeit hat Professor Sumgin den Vorschlag eines Eismuseums gemacht. Der Plan sieht den Bau eines unterirdischen biologischen Museums vor. Eine Auslese der wichtigsten Tiere der Erde könnte dort, nicht wie sonst ausgestopft, sondern in ihrem natürlichen Zustand, betrachtet werden. Für die kommenden Geschlechter müßte ein derartiges Archiv von unschätzbarem Wert sein. Sumgin hat vorgeschlagen, ein solches Eismuseum in Sibirien für die Tierwelt der Alten Welt einschließlich Australiens, und ein zweites in Kanada für die der Neuen Welt zu errichten. (Orion, 3. Jg., Heft 12, 15. Dezember 1948, Seite 535)
1898
Teslas Unterwasserboot. Sinnreich ist die Konstruktion seines Unterwasserbootes, welches er vom Ufer aus ohne mechanische Verbindung lenken will. Das Boot wird getrieben durch eine Schraube, die ihre Bewegung von dem aus der Akkumulatorenbatterie gespeisten Elektromotor erhält. Das Steuer wird bewegt durch einen weiteren Motor. Die Thätigkeit des Propellers und des Steuers wird geregelt durch einen elektrischen Strom, welcher durch elektrische Stromstösse, Wellen, die aus der Ferne, z. B. vom Ufer kommen, beeinflusst wird, und zwar sind die Stromstösse des empfangenden Apparates im Boote synchron mit denen des gebenden am Ufer. Die Hauptrolle in dem Empfängerapparat spielt ein unvollkommener elektrischer Leiter von der Art, wie er bei der Funkentelegraphie (Telegraphie ohne Draht) angewendet wird... Die Möglichkeit ein Boot in der Entfernung durch elektrische Wellen zu lenken, kann nicht geleugnet werden. (Technische Rundschau, 4. Jg., No 50, 14. Dezember 1898, Seiten 505 bis 506.)
Plankton-Bestimmungs-Maschine. Die Ermittelung der grossentheils unsichtbaren schwimmenden Nahrung einer gegebenen Wassermenge geschah bisher durch unzuverlässige Methoden mittelst feiner Netze und Abfiltration, wobei Irrthümer bis nahe an die Hälfte der vorhandenen Massen unterliefen. Da diese Feststellungen für Wassercultur von Wichtigkeit sind, so hat Dr. Field in der Rhode-Island-Versuchs-Station eine in Philadelphia construirte grössere Centrifugal-Maschine erprobt, die mit Hand- oder Motorbetrieb die schwimmenden Körper und Stoffe, eingeschlossen Bakterien, einzellige Algen und todte Substanzen, soweit sie nicht gelöst sind, in einer eingesaugten Wassermenge bestimmt, und viel genauere Ergebnisse liefert, als alle älteren Einrichtungen. (Prometheus, IX. Jg., No 466, 1898, Seite 800)
Astronomische Photographie. Bisher sind nur zwei Kometen photographisch entdeckt worden. Der erste wurde auf einer Photographie gefunden, von E. E. Barnard am 12. October 1892 mit der 6-zölligen Willardlinse des Lick-Observatoriums aufgenommen; er wurde später durch das Fernrohr verificirt und auf den verschiedenen Sternwarten beobachtet. Der zweite wurde auf derselben Sternwarte von Herrn Coddington mit demselben Instrument im Juli 1898 photographirt. (Naturwissenschaftliche Rundschau, XIII. Jg., Nr. 53, 31. December 1898, Seite 1)
Sehschärfe hell- und dunkeladaptirter Augen. Es stellte sich heraus, daß bei der für beide Augen (hell- und dunkeladaptirtes) objectiv gleichgehaltenen Beleuchtung das viel heller sehende, dunkeladaptirte Auge doch viel weniger scharf sieht, als das helladaptirte, dem die Gegenstände viel dunkler erscheinen; dies gilt auch für Helligkeiten, bei denen von Blendung keine Rede ist. Auch wenn durch Vorsetzen grauer Gläser die subjective Helligkeit des dunkeladaptirten Auges derjenigen des nicht geschützten, helladaptirten gleich gemacht wurde, war die Sehschärfe des letzteren besser als die des dunkeladaptirten Auges. (Naturwissenschaftliche Rundschau, XIII. Jg., Nr. 53, 31. December 1898, Seite 696)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 1998, Seite 36
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben