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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1949

Sichere Rückkehr von Raketeninstrumenten. Ein bombenförmiger Körper mit einer scharfen Spitze, der die Instrumente aufnimmt, ist mit einem Paar Luftschraubenblättern und einem Leitwerk mit Flossen versehen... Der sogenannte Rotochute gelangt einschließlich der Instrumente innerhalb einer Rakete in die obersten Schichten der Lufthülle. Am Wendepunkt der Flugbahn der Rakete wird er von dieser weggeschleudert und beginnt frei zur Erde zu fallen, wobei mit steigender Luftdichte die Luftschraube allmählich in immer schnellere Umdrehung gerät, während sich der Anstellwinkel ihrer Blätter automatisch allmählich bis zur Horizontalen verstellt. Durch diese Bremswirkung wird das Gerät von Überschallgeschwindigkeit auf etwa 45 km/h abgebremst. (Die Umschau, 49. Jg., Heft 14, 15. Juli 1949, S. 443)



Radiogeräte in Hutform. Neuerdings bringt die Firma American Merri-Lei Corporation of Brooklyn, N. Y., einen Empfänger in Hutform heraus. Es handelt sich um ein 2-Röhren-1-Kreis-Batteriegerät mit der Röhrenbestückung 1S5 und 3V4 in Ultraaudion-Schaltung. Die Rahmenantenne ist drehbar, während die Abstimmung mittels Drehknopf geschieht, der zwischen den beiden Röhren angebracht ist. Die Schaltung konnte im Deckel des Hutes untergebracht werden. Zum Hören dient eine eingebaute Kopfhörermuschel. Die Batterien mit 1,5 Volt und 22,5 Volt Spannung können in der Rocktasche getragen werden und sind über eine kurze Leitung mit dem „Radio-Hut“ verbunden. ... Die Empfindlichkeit dieser Geräteserie genügt für Ortsempfang, wie eingehende Versuche in New York gezeigt haben. (Funkschau, 21. Jg., Nr. 7, Juli 1949)



Neues Antibiotikum – nunmehr auch synthetisch. Vor wenigen Wochen ist es gelungen, das seit 1947 bekannte Antibiotikum Chloromycetin in seinem Molekülaufbau aufzuklären, und es nunmehr auch auf rein chemischem Wege zu synthetisieren. Soweit bis jetzt bekannt ist, dürfte es sich um das erste rein synthetisch zugängliche Antibiotikum handeln. Die interessante Verbindung... besitzt überraschenderweise 2 Chloratome und eine Nitrogruppe, welche beide in Substanzen biologischer Herkunft sehr selten vorkommen. (Die Umschau, 49. Jg., Heft 14, 15. Juli 1949, S. 444)



Radioaktive Strahlen machen blind. Aus Newtown kommt die Nachricht, daß die Strahlung der Zyklotrone, d. h. der atomspaltenden Maschinen, beinahe verschiedene amerikanische Wissenschaftler geblendet hätte. Der Chef des Gesundheits-Departements der Atom-Energie-Kommission erklärte, fünf Wissenschaftler hätten augenscheinlich unter dem Einfluß der Strahlung grauen Star bekommen. (Kosmos, 47. Jg., Heft 7, Juli 1949, S. 286)



Gensubstanz entdeckt. Ein chemischer Bestandteil des Gens konnte nach Mitteilung von Dr. A. E. Mirsky vom Rockefellerinstitut für Medizinische Forschung mit Sicherheit identifiziert werden. ... Dabei handelt es sich um die den Chemikern bereits bekannte Desoxyribonuklein-Säure. Es konnte festgestellt werden, daß in jeder Zelle eines Versuchstieres und bei allen Tieren der gleichen Art stets die gleiche Menge Desoxyribonuklein-Säure vorhanden ist, während bei Tieren verschiedener Arten Unterschiede in der Menge der Säure festgestellt werden können. ... Die Untersuchungen ... wurden an reinen Chromosomen durchgeführt. Gerade die Chromosomenzahl der Zellen war der Ausgangspunkt für die Entdeckung. Mit Ausnahme der Keimzellen, die nur einen einfachen Satz Chromosomen und damit Gene enthalten, haben alle Zellen zwei Sätze. Nun stellten aber die New Yorker Wissenschaftler fest, daß Keimzellen nur die Hälfte der in allen anderen Zellen des gleichen Tieres vorhandenen Desoxyribonuklein-Säure enthalten. Damit war erwiesen, daß diese Säure Bestandteil der Gene ist. (Orion, 4. Jg., Nr. 14, Juli 1949, S. 542)

1899

Ein Konkurrent des Acetylens. Es handelt sich um ein ähnliches Gas, das von seinen Erfindern Ethylen getauft worden ist ... überhaupt ähnelt seine Entstehungsweise sehr der des Acetylens. Auch hier liefert Hochofenschlacke den ersten Rohstoff. Die zur Herstellung des Ethylens benutzte Schlacke besteht aus Calcium, Aluminium, Silicium und Kohlenstoff. Sie wird zerkleinert und dann mit gepulvertem Coaks innig gemischt. Leitet man durch dieses Gemisch einen starken elektrischen Strom, dann bildet sich Karbolit, das mit Wasser das Ethylen giebt, wie das Calciumcarbid das Acetylen. Durch diese neue Entdeckung hat ein bisher ganz wertloser Abfall der Hütten-Industrie plötzlich wirtschaftliche Bedeutung erlangt, und das um so mehr, als durch diese Ausbeutung der Schlacke die Herstellung des Eisens sich billiger gestaltet. Ueberdies soll auch das aus dem Karbolit entwickelte Ethylen billiger sein als das aus dem Calciumcarbid gewonnene Acetylen. (Gewerbeblatt aus Württemberg, 51. Jg., Nr. 27, S. 213)



Planetoid Chicago wiederentdeckt. Der durch starke Bahnveränderungen, welche bei seiner Annäherung an den Planeten Jupiter in den letzten Jahren stattgefunden haben, ausgezeichnete Planetoid (334) Chicago ist soeben von Herrn Dr. Palisa in Wien wiedergefunden worden. Das Gestirn hat nunmehr seit seiner Entdeckung durch Prof. Wolf im August 1892 nahezu einen Umlauf um die Sonne ausgeführt und ist fast alljährlich beobachtet worden, so daß jetzt sein zukünftiger Lauf mit Sicherheit im voraus angegeben werden kann. Nur wenige Planetoiden haben eine ähnlich lange oder noch längere Umlaufszeit als Chicago. (Naturwissenschaftliche Rundschau, 14. Jg., Nr. 30, 29. Juli 1899, S. 388)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 7 / 1999, Seite 65
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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