Vulkanismus: Lava, die wie ein Gletscher fließt
Im Juni 2011 brach der chilenische Vulkankomplex Puyehue-Cordón Caulle aus und setzte Lava frei, die langsam bergab strömte. Im Januar 2013 bewegte sich die Gesteinsschmelze noch immer, wie Hugh Tuffen von der Lancaster University (England) und seine Kollegen nun berichten. Ihnen ist es gelungen, einen der extrem seltenen obsidianischen Lavaströme zu beobachten.
Der Lavastrom wälzte sich noch zirka ein Jahr nach dem Ausbruch zwischen einem und drei Meter täglich vorwärts. Sein Verhalten ähnelte dem eines Gletschers, allerdings herrschten im Innern der rund 40 Meter mächtigen Gesteinswalze Temperaturen um 900 Grad Celsius. Immer wieder kam es an Rissen und Spalten der erkalteten Lavaoberfläche zum Ausfluss heißer Schmelze, was mit dazu beitrug, dass sich die Masse weiterbewegte. Eine Rolle hierbei scheint die besondere chemische Zusammensetzung der Lava zu spielen, die extrem kieselsäurereich und deshalb bei den beobachteten Temperaturen zähflüssig ist. Wenn sie erstarrt, entsteht das schwarze, vulkanische Glas Obsidian.
Normalerweise treten obsidianische Lavaströme bei besonders großen, explosiven Vulkanausbrüchen auf, etwa den Eruptionen der Supervulkane Toba auf Sumatra oder Yellowstone in den USA, die vor 74 000 beziehungsweise 64 000 Jahren stattfanden. Jüngeren Datums ist der Ausbruch des Katmai-Vulkankomplexes in Alaska 1912; damals war allerdings niemand vor Ort, um das Geschehen zu beobachten.
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