Wahrhaftige Wellen aus Mini-Fußbällen
Atome, Elektronen oder Neutronen verhalten sich, je nach Versuchsbedingungen, wie Wellen oder wie Teilchen. Dieses für die Quantenwelt typische Phänomen muß bei gewissen Größenordnungen in das gewohnte Verhalten von Alltagsobjekten übergehen. Jetzt ist es dem Team um Anton Zeilinger am Institut für Experimentalphysik der Universität Wien gelungen, den Welle-Teilchen-Dualismus bei Fullerenen nachzuweisen. Das sind fußballförmige Riesenmoleküle aus 60 Kohlenstoffatomen mit einer Größe von etwa einem Nanometer (millionstel Millimeter). Die Forscher schickten einen Fulleren-Strahl auf ein Siliciumgitter, das im Abstand von 100 Nanometern regelmäßige, 50 Nanometer weite Schlitze aufwies. Wäre das Bündel Fußballmoleküle ein reiner Teilchenstrahl, würde sich auf dem Detektor das Schlitzmuster abbilden. Doch als die Wissenschaftler das Beugungsbild hinter dem Gitter mit einem Laserstrahl abtasteten, beobachteten sie ein Interferenzmuster; es entsteht nur, wenn Wellen aufgespalten werden und sich wieder überlagern. Damit sind die Fullerene die bisher größten Moleküle, für die der Welle-Teilchen-Dualismus nachgewiesen wurde. (Nature, Bd. 401, S. 651)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 1999, Seite 24
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