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Aufmerksamkeit: Ignorieren bitte!

Pyramidenförmig angeordnete Orangen

Es musste ja unbedingt ein griechischer Salat sein. Da stehe ich nun in der Gemüseabteilung des Supermarkts und frage mich, wo ich frische Tomaten und Gurken finde. Um mich herum eine Vielzahl mehr oder weniger exotischer Früchte, Gemüse aus der Region, Bio-Obst, Nüsse und abgepackte Snacks. Natürlich bin ich kurz nach Arbeitsschluss zum Einkaufen gefahren, wie die meisten Personen um mich herum offensichtlich auch.

Ein buntes Durcheinander an Sinneseindrücken ­umgibt mich: Neben mir wird über aktuelle Politik diskutiert, der Warenscanner piept im Hintergrund, und dann rempelt mich auch noch jemand mit seinem Einkaufswagen an. Dennoch schaffe ich es nach einem kurzen Blick über die Auslagen, das gesuchte Gemüse ausfindig zu machen und in meinen Korb zu legen. Warum gelingt mir das trotz der widrigen Umstände so schnell?

Unser Gehirn ist ein Meister der visuellen Suche. Selbst unter größter Ablenkung schaffen wir es oft mühelos, Dinge in unserem Umfeld zu orten – zumindest wenn wir deren Merkmale kennen. Der Wahrnehmungspsychologe Jeremy Wolfe von der Harvard Medical School in Boston untersuchte 2004 gemeinsam mit seinem Kollegen Todd Horowitz, welche Eigenschaften die menschliche Aufmerksamkeit besser lenken und welche schlechter. Die Probandinnen und Probanden mussten in einem Suchbild Objekte finden, von denen sie jeweils ein Merkmal kannten. Das gelang ihnen ­besonders schnell, wenn man ihnen vorher entweder die Größe der zu suchenden Gegenstände, deren Orientierung im Raum oder die Farbe nannte. Auch die Suche nach bewegten Objekten klappte überdurchschnittlich gut.

Da sich Gemüse nicht bewegt, die Orientierung im Supermarktregal keine Rolle spielt und Tomaten ähnlich groß sind wie vieles andere Obst und Gemüse, hilft in unserem Beispiel tatsächlich die Farbe am meisten. Bei der Suche nach einer Wassermelone zwischen Gurken und Limetten sollte man dagegen eher die Größe im Blick haben.

Richte ich also meinen Fokus bewusst auf die Farbe Rot, bekommt alles Rote einen Wettbewerbsvorteil im Gehirn ...

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  • Quellen

Arita, J. T. et al.: Templates for rejection: Configuring attention to ignore task-irrelevant features. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance 38, 2012

Bartsch, M. V. et al.: Attention expedites target selection by prioritizing the neural processing of distractor features. Communications Biology 4, 2021

Donohue, S. E. et al.: Cortical mechanisms of prioritizing selection for rejection in visual search. Journal of Neuroscience 38, 2018

Gaspar, J. M. et al.: Inability to suppress salient distractors predicts low visual working memory capacity. PNAS 113, 2016

Gaspar, J. M., McDonald, J. J.: Suppression of salient objects prevents distraction in visual search. Journal of Neuroscience 34, 2014

Gaspelin, N., Luck, S. J.: The role of inhibition in avoiding distraction by salient stimuli. Trends in Cognitive Science 22, 2018

Moher, J., Egeth, H. E.: The ignoring paradox: cueing distractor features leads first to selection, then to inhibition of to-be-ignored items. Attention, Perception & Psychophysics 74, 2012

van Moorselaar, D., Slagter, H. A.: Learning what is irrelevant or relevant: Expectations facilitate distractor inhibition and target facilitation through distinct neural mechanisms. Journal of Neuroscience 39, 2019

Sawaki, R., Luck, S. J.: Capture versus suppression of attention by salient singletons: electrophysiological evidence for an automatic attend-to-me signal. Attention, Perception & Psychophysics 72, 2010

Wolfe, J. M., Horowitz, T. S.: What attributes guide the deployment of visual attention and how do they do it? Nature Review Neuroscience 5, 2004

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