Neurophilosophie: »Es gibt kein bewusstes Denken«
Herr Professor Carruthers, ein Aufsatz von Ihnen aus dem Jahr 2017 trägt den erstaunlichen Titel »Die Illusion des bewussten Denkens«. Wie ist das gemeint?
So, wie es der Titel sagt: Die Idee, dass wir bewusst denken, halte ich für einen Irrtum. Dieser subjektive Eindruck beruht vielmehr auf einem Umstand, den ich als die Illusion der Unmittelbarkeit bezeichne. Ausgangspunkt meiner Überlegungen war dabei der Versuch, die beiden wichtigsten Ansätze der Bewusstseinstheorie schärfer zu fassen: Da ist zum einen die Global Workspace Theory (deutsch: Theorie des globalen Arbeitsraums; Anm. d. Red.), die vor allem von den Neurowissenschaftlern Stanislas Dehaene und Bernard Baars vertreten wird. Ihre Grundthese besagt, dass ein bewusster mentaler Zustand anderen geistigen Funktionen wie dem Arbeitsgedächtnis, der Entscheidungsfindung oder der Sprache verfügbar sein muss. Bewusste Zustände sind demnach solche, die »global ausstrahlen« ...
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