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Glück: Warum es uns besser geht, als wir glauben

Viele Zeitgenossen glauben, die Welt gehe langsam, aber sicher vor die Hunde. Irrtum! Wie sozialwissenschaftliche Daten belegen, ging es uns noch nie so gut wie heute.
 Zwei Städte in zwei Wassergläsern

Stellen Sie sich einmal folgendes Szenario vor: In Deutschland fühlt sich kaum jemand arm, Eltern haben immer mehr Zeit für ihre Kinder, und weder Terrorismus noch Krimina­lität sind eine echte Bedrohung. Die Menschen hier zu Lande vertrauen sich gegenseitig und engagieren sich ehrenamtlich mehr denn je. Zudem gibt es weltweit weniger Armut, weniger Kriege und mehr Demokratien als jemals zuvor. Nicht nur das, sogar die messbare Intelligenz steigt global gesehen an, und die Menschen werden immer zufriedener! Ein wunderschöner Traum, werden Sie sagen, aber leider kaum realistisch – richtig?

Hier kommt die verblüffende Nachricht: Alle diese Entwicklungen sind Wirklichkeit! Laut den Daten des Sozio-oekonomischen Panels haben Familien in Deutschland heute so viel Zeit füreinander wie noch nie. Trotz gestiegener Erwerbsarbeit verbringen Mütter täglich fast 1,5-mal und Männer fast doppelt so viel Zeit mit ihren Kindern wie Eltern Mitte der 1980er Jahre.

Auch ist kaum jemand in Deutschland wirklich unzufrieden. Auf einer Skala von 0 bis 10 bewerten nur sieben Prozent aller Deutschen ihre Lebenszufriedenheit mit weniger als fünf Punkten. Der Durchschnitt liegt dem Sozio-oekonomischen Panel zufolge bei 7,3. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts nehmen sich heute jährlich weniger als halb so viele Deutsche das Leben wie noch vor 30 Jahren.

Selbst der gefürchtete Terrorismus ist keine wirkliche Bedrohung. Man müsste mehr als zwei Millionen Jahre in Deutschland leben, um mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen. Die Gefahr, in der eigenen Badewanne zu ertrinken, ist mehr als doppelt so groß.
Eine 50 : 50-Chance, Mordopfer zu werden, hat man in Deutschland nach zirka 100 000 Jahren. Im Mittelalter war die Chance, umgebracht zu werden, ungefähr 50-mal so hoch. Laut der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) 2018 haben die Deutschen einander noch nie so sehr vertraut und sich noch nie so viel ehrenamtlich engagiert ...

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  • Literaturtipp und Quellen

Literaturtipp

Schröder, M.: Warum es uns noch nie so gut ging und wir trotzdem ständig von Krisen reden. Benevento, 2018

In diesem Buch setzt sich Martin Schröder ausführlich mit der Kluft zwischen gefühltem Notstand und objektiver Lebensverbesserung auseinander.

Quellen

Levari, D. et al.: Prevalence-induced concept change in human judgement. Science 360, 2018

Mitchell, T. R. et al.: Temporal adjustments in the evaluation of events: the »rosy view« . Journal of Experimental Social Psychology 33, 1997

Pietschnig, J., Voracek, M.: One century of global IQ gains: a formal meta-analysis of the Flynn effect (1909–2013). Perspectives on Psychological Science 10, 2015

Quoidbach, J. et al.: The end of history illusion. Science 339, 2013

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