Astrophysik: Tabbys Stern - Ein kurioses Himmelsobjekt
An einem sonnigen Herbsttag im Jahr 2014 besuchte Tabetha Boyajian unsere Astronomie-Abteilung an der Pennsylvania State University, um eine ungewöhnliche Entdeckung zu besprechen. Die frisch promovierte Forscherin an der Yale University in New Haven war in den Daten des Kepler-Weltraumteleskops der US-Weltraumbehörde NASA auf einen Stern mit unerklärlichen Lichtschwankungen gestoßen. Diese verliefen völlig anders als die periodischen Helligkeitsänderungen, die ein zwischen Stern und Teleskop vorbeiziehender Planet hervorrufen würde; auch Apparatefehler und andere Ursachen hatte die junge Astronomin bereits ausschließen können.
Gemeinsam begannen wir zu spekulieren, und einer von uns (Wright) kam auf eine unorthodoxe Idee: Vielleicht wird das Phänomen gar nicht durch natürliche Prozesse verursacht, sondern von einer außerirdischen Technologie. In den 1960er Jahren hatte der Physiker Freeman Dyson postuliert, fortgeschrittene Zivilisationen würden ihren Energiehunger stillen, indem sie ihren Heimatstern allmählich komplett mit Sonnenkollektoren umhüllen. Diese – später Dyson-Sphäre genannte – Hohlkugel würde praktisch das gesamte Licht des Zentralgestirns schlucken. Konnte auch das Flackern von Tabetha Boyajians Stern eine künstliche Ursache haben? Die Idee war zwar weit hergeholt, aber vorläufig nicht völlig ausgeschlossen.
Seither beschäftigt Boyajians Stern oder Tabbys Stern, wie er salopp genannt wird, die Fantasie von Astronomen und Sciencefiction-Fans. Wie bei allen großen Rätseln haben Physiker rasch zahlreiche kreative Lösungsvorschläge entwickelt, die aber alle nicht wirklich befriedigen können. Vielleicht sprengt das Phänomen tatsächlich den Rahmen der konventionellen Astronomie ...
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