Spezial: Prämenstruelle dysphorische Störung: Die Plage der Tage
Als der Rechtsanwalt Gabriel John Utterson zum ersten Mal von dem zwielichtigen Edward Hyde hört, läuft ihm ein Schauer über den Rücken: Rücksichtslos soll dieser ein Kind zu Boden gestoßen haben und anschließend einfach über es hinweggetrampelt sein. Dabei ahnt Utterson noch gar nicht, dass der Furcht einflößende und aufbrausende Mr. Hyde in Wirklichkeit das Alter Ego seines Freundes Dr. Jekyll ist, das regelmäßig das Schlechteste in dem gutherzigen Arzt zum Vorschein bringt. Wie die Protagonisten aus Robert Louis Stevensons berühmter Novelle "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" aus dem Jahr 1886 fühlen sich auch manche Frauen in den "Tagen vor den Tagen". Statt sich "nur" mit Heißhunger oder leichten Stimmungsschwankungen zu plagen, kämpfen die Betroffenen mit schweren psychischen Symptomen, sind extrem reizbar, zum Teil sogar hochaggressiv: Sie leiden unter der schwersten Form des prämenstruellen Syndroms (PMS), der so genannten prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS).
"Frauen mit PMDS erleben sich in der zweiten Zyklushälfte als anderer Mensch: Sie tun oder sagen Dinge, von denen sie genau wissen, dass sie falsch sind. Im Extremfall schlagen sie ihr Kind, schreien ihren Partner an, werfen mit Gegenständen«, schildert Anke Rohde, Leiterin der Abteilung für Gynäkologische Psychosomatik am Universitätsklinikum Bonn. "Immer wieder beschrieb eine Betroffene: Ich komme mir vor wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde."
Besonders grämen sich Frauen, wenn sie ihre Kinder ungerecht behandeln: "Wenn der Sozialpädagogin, die Wert auf achtsame Erziehung legt, die Hand ausrutscht, ist das richtig schlimm für sie", so Rohde. Da die Symptome monatlich wiederkehren, sind familiäre und berufliche Probleme absehbar. Meist sind es dann auch diese zwischenmenschlichen Konflikte, derentwegen sich die Betroffenen schließlich in Behandlung begeben. ...
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