Schlichting!: Die Melodie des Wasserkochens
Eines Morgens wurde mir beim Teezubereiten bewusst, dass ich im Lauf der Zeit eine Art persönliches Verhältnis zum Kessel entwickelt hatte. Der Singsang des heißen Wassers ist mir zu einer lieb gewonnenen Melodie geworden. Sie untermalt die übrigen Frühstücksvorbereitungen und informiert mich nebenbei über den zeitlichen Fortschritt des Kochgeschehens.
Ich kenne mittlerweile mehr intuitiv als bewusst die Noten, bei denen ich die Herdplatte ausschalten muss, um das Wasser mit der Restwärme gerade noch zum Sprudeln zu bringen. Natürlich hängt das auch von der Füllmenge ab – aber selbst beim Eingießen des Leitungswassers habe ich inzwischen gelernt, das in der Tonhöhe anschwellende Füllgeräusch richtig zu interpretieren.
Bereits ein anderer Behälter genügt, um meine intuitiven Fähigkeiten in Frage zu stellen. Daran müsste man sich allerdings genauso gewöhnen können, denn der Grundvorgang ist stets derselbe. Ich habe schließlich begonnen, ihn mit physikalischen Augen zu sehen. Das Verhältnis zwischen meinem Teekessel und mir hat sich seither geändert und wird nie wieder so sein, wie es war. ...
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