Schlichting!: Musikalischer Sand
Als ich zum ersten Mal den weitläufigen Atlantikstrand in der Nähe von Bordeaux betrat und durch den lockeren Sand zum Meeressaum stapfte, wurde jeder Schritt von einem relativ hohen Quietschton untermalt. Ich war sehr erstaunt, dass trockener Sand durch bloßes Betreten zum Klingen gebracht werden kann. Schließlich sind die Körner in ihrer Schlichtheit und in der Einfachheit ihrer Wechselwirkungen kaum zu übertreffen.
Dieses Quietschen ist überdies nur ein kleiner Teil eines gewaltigen Lautrepertoires. Von jeher berichten Chronisten darüber, wie in vielen Sandwüsten und Dünenlandschaften ohne menschliche Einwirkung Bodenbewegungen – etwa bei Lawinenabgängen – von teilweise ohrenbetäubenden und manchmal mehrere Minuten anhaltenden Tönen begleitet werden. Je nach Frequenz und Lautstärke sprechen Ohrenzeugen etwa vom Singen, Pfeifen, Dröhnen, Brüllen, Brummen, Bellen oder Tosen des Sands, und es erinnert sie unter anderem an rollenden Donner oder, ganz modern, an das Geräusch tief fliegender Flugzeuge. Heute lassen sich diese Aussagen in Dezibel und Hertz präzisieren: An der Oberfläche der Dünen werden Schallpegel von bis zu 110 Dezibel gemessen, und die Frequenzen bewegen sich in einem Bereich von 50 bis fast 800 Hertz. Dabei sind die Geräusche zum Teil zehn Kilometer weit zu hören ...
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