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Schlichting!: Weinender Wein

Schwenkt man ein alkoholisches Getränk im Glas, rinnen an dessen Innenwand Tropfen herab. Sie entstehen, weil ­verdunstender Alkohol einen dünnen Film aus der Flüssigkeit in Form einer instabilen Stoßfront hochsaugt.
Sommelière mit Rotwein. So skeptisch, wie die guckt, nehm ich den weißen.

Weintrinker schwenken ihr Glas, um die Aromen besser zur Geltung zu bringen. Dabei bilden sich an der Innenseite Tropfen, die in das Getränk zurück­fließen. Das Phänomen ist vielen Genießern vertraut und erlaubt gewisse Rückschlüsse auf die Konzentrationen der enthaltenen Stoffe – es ist beispielsweise besonders bei Hochprozentigem gut zu beobachten. Da die entstehenden Figuren ein wenig an Kirchenfenster erinnern, werden sie zuweilen auch so genannt.

Dass Wein auf diese Weise regelrecht Tränen vergießt, ist seit Langem bekannt. Der englische Physiker Charles Vernon Boys (1855-1944) ging in seinem früher sehr populären Buch über Seifenblasen sogar davon aus, die Erscheinung würde bereits »in den Sprüchen Salomons Kapitel 23, Vers 31 erwähnt: Siehe den Wein nicht an, wenn er rot ist, wenn er seine Farbe dem Glase gibt, und wenn er von selbst aufwärts steigt.« (In der deutschen Bibelübersetzung Luthers lautet die entsprechende Stelle etwas anders.)

Die erste physikalische Erklärung lieferte James Thomson (1822-1892) Mitte des 19. Jahrhunderts, doch die Details des Alltagsphänomens beschäftigen die Wissenschaft bis heute …

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  • Quelle

Dukler, Y. et al.: Theory for undercompressive shocks in tears of wine. Physical Review Fluids 5, 2020

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