Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Kulturgeschichte: "Unruhe ist die Norm"

Seit die Rastlosigkeit zum Muss wurde, gibt es für uns kein Entrinnen mehr vor dem Stress, erklärt der Philosoph Ralf Konersmann. Es sei denn, wir denken Muße ganz neu.
Der Kulturphilosoph Ralf Konersmann im Gespräch.

Herr Professor Konersmann, Sie definieren die Moderne als ein Zeitalter der permanenten Veränderung. Warum?

Unruhe ist unsere selbstverständliche Lebensweise geworden. Motive wie Beweglichkeit, Dynamik und Veränderung haben in unserer Gesellschaft einen extrem hohen Stellenwert und tauchen in allen Lebensbereichen auf – als Wachstum in der Wirtschaft, als Reform in der Politik, als lebenslanges Lernen im Beruf oder als Fitness in der Freizeit. Unsere Kultur lebt vom Komparativ, von der Optimierung, der Überbietung. Die Leute sollen sich reinhängen und ständig an sich arbeiten. In Sportsendungen oder Castingshows wird diese Wahrnehmung des Lebens als Normalität ausgegeben.

Ist das ein Problem?

Es ist zumindest ein Zwiespalt. Auf der einen Seite lieben wir die Unruhe. Wir verbinden sie mit Idealen wie Fortschritt, Intensität und Abenteuer. Auf der anderen Seite erleben wir heute eine Enthemmung der Unruhe, die den Menschen zunehmend Unbehagen bereitet. Sie empfinden sich als Getriebene, die in eine Lebensweise hineingeraten sind, die sie so nicht gewollt haben. Dieses Unbehagen wird weiter wachsen. Die Kehrseite der Unruhe ist der Zwang und die diffuse Angst, das eigene Leben und das Zusammenleben nicht mehr organisieren zu können ....

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Seelische Not wie nie zuvor

Der dritthäufigste Grund für Krankmeldungen in Deutschland sind psychische Erkrankungen. Expertinnen und Experten beobachten diesen Trend mit Sorge. In der aktuellen Woche beleuchten wir, welche Ursachen hinter den neuen Rekordzahlen liegen könnten.

Gehirn&Geist – Aus Fehlern lernen

Missgeschicke gehören zum Leben dazu. Unser Gehirn bemerkt sie oft blitzschnell. Wie registriert unser Gehirn, wenn wir uns irren, wie reagiert es darauf und warum lernt das Gehirn nicht immer aus den Fehlern? Daneben berichten wir, aus welchen Gründen manche Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen und wie eine Annäherung vielleicht gelingen kann. Therapien von Morbus Alzheimer konzentrierten sich auf die Bekämpfung der Amyloid-Plaques. Doch man sollte dringend die Ablagerungen des Tau-Proteins stärker in den Blick nehmen. Die Folgen des hybriden Arbeitens rücken zunehmend in den Fokus der Forschung. Es führt zu einer höheren Zufriedenheit bei den Angestellten. Allerdings gibt es auch Nachteile. Bremst das Homeoffice die Kreativität? Daneben gehen wir der Frage nach, ob Tiere empathisch sind.

Spektrum Kompakt – Reisen - Damals und heute

Seit jeher reisen Menschen und suchen dabei Erholung, Abwechslung, sich selbst oder einen neuen Wohnort. Auf dem Weg droht so manches Ungemach, das hat sich seit der Postkutschenzeit nicht verändert: Heute sind es Flugturbulenzen oder Bahnverspätungen. Manche Ursache dafür liegt weit zurück.

  • Literaturtipps

Konersmann, R.: Die Unruhe der Welt. S. Fischer, Frankfurt am Main, 2015

Konersmann, R.: Wörterbuch der Unruhe. S. Fischer, Frankfurt am Main 2017
Erhellende Essays zu der Frage, warum uns das Getriebensein als "normalste Sache der Welt" erscheint

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.