Kognitionsforschung: Dissonante Gedanken
Eine der wichtigsten psychologischen Theorien des 20. Jahrhunderts verdanken wir Aliens. Besser gesagt der Tatsache, dass Außerirdische nicht geneigt sind, sich an Termine zu halten. Das Ganze kam so: Der Psychologe Leon Festinger, der ab 1942 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) nahe Boston arbeitete, wollte herausfinden, was in den Köpfen von Menschen vor sich geht, deren Überzeugungen der Realität ganz offenbar zuwiderlaufen. Deshalb schloss sich der Forscher aus rein wissenschaftlichem Interesse den Seekers an, einer esoterischen Sekte, die behauptete, im Kontakt mit Außerirdischen zu stehen.
Der Kopf der Gruppe, die Hausfrau Dorothy Martin (1900-1992), hatte für die Nacht des 21. Dezember 1954 den Weltuntergang prophezeit. Nur die Anhänger ihrer Sekte würden gerettet und von Außerirdischen in eine bessere Welt gebracht werden. Manche Seekers glaubten so fest daran, dass sie ihre Häuser verkauften und ihre Jobs kündigten, um gemeinsam die Reise anzutreten. Welche natürlich nie stattfand.
Wie Festinger erstaunt feststellte, deuteten die Sektenmitglieder das Ausbleiben der Aliens nach kurzer Verwirrung allerdings als Botschaft um: Die spirituelle Kraft ihrer Gemeinschaft habe die Welt noch einmal vor dem Untergang gerettet. Von diesem Moment an, so der Forscher, begannen die Seekers, die zunächst nicht missioniert hatten, eifrig neue Anhänger zu rekrutieren. Sie vertraten ihre verquere Weltsicht also mit noch mehr Überzeugung als zuvor, obwohl sie so augenfällig widerlegt worden war ...
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