Entscheidungen: Die Qual der Wahl
Ein bisschen Stress ist gar nicht so schlecht, sagen Neuropsychologen. Bestimmte Hirnareale kommen auf Touren und steigern unsere Aufmerksamkeit für die Details der Situation. Starker Stress aber, der auch Ängste erzeugt, kann sich auf unsere Entscheidungsfähigkeit verheerend auswirken. Jeansok Kim von der University of Washington erforscht diesen Zusammenhang seit Jahren. Er ist sich sicher: Ein entsprechendes Ereignis beeinträchtigt die geistige Klarheit eines Individuums für mehrere Tage. Was bedenklich sei, schließlich würden die meisten bedeutenden Entscheidungen in den Händen höchst gestresster Menschen liegen.
Allerdings beschränkt sich Kims eigene Forschung auf Tierexperimente. So arbeitete er etwa mit Ratten, die eine Stunde lang unvorhersehbare Elektroschocks am Schwanz erhalten hatten. »Wir teilten die Tiere in zwei Gruppen ein. Die eine wurde vor der Entscheidungssituation diesem Stress ausgesetzt, die andere nicht. Die erste Gruppe entschied sich ganz klar irrational – und dieser negative Effekt zeigte sich auch noch rund eine Woche später«, erklärt Kim. Was hier passiert, ist tatsächlich beunruhigend: Die malträtierten Nager lernten nicht mehr aus ihren Fehlern und waren in Labyrinthversuchen nicht in der Lage, ihr Verhalten flexibel zu korrigieren. Bei einer dritten Gruppe blockierte das Team während der elektrischen Schläge die Amygdala (das »Angstzentrum«) der Ratten. Diese verhiel-ten sich später im Labyrinth normal, so Kim. Demnach hatte die unter akutem Stress mutmaßlich stark aktivierte Amygdala die Entscheidungsfähigkeit der Tiere in Mitleidenschaft gezogen ...
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