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Gedächtnis: Warum wir vergessen

Nur wer vergisst, kann Unwichtiges von Wichtigem trennen, abstrakt denken und Probleme lösen. Darüber hinaus hilft der lange unterschätzte Mechanismus sogar beim Erinnern
Mann mit einem Fragezeichen auf der Stirn

Wer gibt schon gern zu, die Brille verlegt oder einen Termin verschwitzt zu haben? Auch unter Gedächtnisforschern gilt Vergessen als Gegenpol zum Erinnern, falls sie es überhaupt beachten. Dabei ist es weit mehr als nur eine Lücke im Gedächtnis – es ist ein integraler Bestandteil davon. Was wir uns merken, erleben oder für die Zukunft planen, hängt nicht nur von unseren vorhandenen Erinnerungen ab, sondern auch von all dem, was wir nicht mehr wissen. Die Situation gleicht einer Marmorskulptur, die gerade erst durch das entfernte Gestein entsteht.

Da unser Leben aus fortlaufenden Veränderungen besteht, ist es ganz entscheidend für unser Gehirn, zu vergessen. Um uns an wandelnde Umweltbedingungen anzupassen, müssen wir sowohl Neues lernen als auch bereits Gelerntes wieder verlernen (also vergessen) sowie umlernen. Das lässt sich gut anhand der Wahrnehmung verdeutlichen: Wir müssen das, was wir sehen, fühlen, hören, schmecken oder riechen, zwar kurz im Gedächtnis behalten, allerdings nur so lange, bis der nächste Sinneseindruck ankommt ...

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Spektrum - Die Woche – Putzig, aber unerwünscht

Waschbären haben sich in Europa rasant verbreitet – die einen finden sie niedlich, andere sind nur noch genervt, weil die Tiere den Müll plündern oder in den Dachboden einziehen. Dazu kommen Risiken für Gesundheit und Natur. Wie stark schaden sie der heimischen Tierwelt und uns Menschen?

Gehirn&Geist – Aus Fehlern lernen

Missgeschicke gehören zum Leben dazu. Unser Gehirn bemerkt sie oft blitzschnell. Wie registriert unser Gehirn, wenn wir uns irren, wie reagiert es darauf und warum lernt das Gehirn nicht immer aus den Fehlern? Daneben berichten wir, aus welchen Gründen manche Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen und wie eine Annäherung vielleicht gelingen kann. Therapien von Morbus Alzheimer konzentrierten sich auf die Bekämpfung der Amyloid-Plaques. Doch man sollte dringend die Ablagerungen des Tau-Proteins stärker in den Blick nehmen. Die Folgen des hybriden Arbeitens rücken zunehmend in den Fokus der Forschung. Es führt zu einer höheren Zufriedenheit bei den Angestellten. Allerdings gibt es auch Nachteile. Bremst das Homeoffice die Kreativität? Daneben gehen wir der Frage nach, ob Tiere empathisch sind.

Gehirn&Geist – Lernen - Das Gedächtnis im Schlaf trainieren

Im Schlaf unbewusst wahrgenommene Reize können die Erinnerungsfähigkeit verbessern. Lassen sich Methoden der Hirnstimulation auch nutzen, um die Folgen neurologischer und psychischer Erkrankungen zu lindern? Außerdem: Wie lernt man Fremdsprachen am besten und erhöht somit seine Sprachkompetenz? Der Psychologe Mitja Back erklärt, was die narzisstische Persönlichkeit im Kern ausmacht und wie man am besten mit Narzissten umgeht. Laut einer populären Ansicht können psychische Störungen ansteckend sein – ähnlich wie eine Viruserkrankung. Was ist an dem Vergleich dran? Die Intelligenz von Tieren zu erforschen, funktioniert nur, wenn der Mensch sich dabei nicht in den Mittelpunkt stellt. Wie kann der Abschied von einer anthropozentrischen Verhaltensforschung gelingen?

  • Literaturtipps und Quellen

Literaturtipps

Draaisma, D.: Das Buch des Vergessens: Warum Träume so schnell verloren gehen und Erinnerungen sich ständig verändern. Galiani Berlin, Köln 2013

Der niederländische Gedächtnisforscher berichtet über die Vor- und Nachteile des Vergessens.

Korte, M.: Wir sind Gedächtnis: Wie unsere Erinnerungen bestimmen, wer wir sind. DVA, München 2017

Wie Erinnerungen unser Leben prägen, schildert der Neurobiologe in seinem Buch.

Quellen

Kroes, M. C. et al.: Translational Approaches Targeting Reconsolidation . In: Current Topics in Behavioral Neurosciences 28, S. 197–230, 2016

Licznerski, P. et al.: Decreased SGK1 Expression and Function Contributes to Bhavioral Deficits Induced by Traumatic Stress. In: PLoS Biology 13, e1002282, 2015

McLaughlin, K. A. et al.: Amygdala Response to Negative Stimuli Predicts PTSD Symptom Onset Following a Terrorist Attack. In: Depression and Anxiety 31, S. 834–842, 2014

Nader K., Schafe G. E., Le Doux J. E.: Fear Memories Require Protein Synthesis in the Amygdala for Reconsolidation After Retrieval. In: Nature 406, S. 722–726, 2000

Sajikumar, S. et al.: Competition between Recently Potentiated Synaptic Inputs Reveals a Winner-Take-All Phase of Synaptic Tagging and Capture. In: PNAS 111, S. 12217–12221, 2014

Schiller, D. et al.: Preventing the Return of Fear in Humans using Reconsolidation Update Mechanisms. In: Nature 463, S. 49-53, 2010

Schiller, D. et al.: Extinction during Reconsolidation of Threat Memory Diminishes Prefrontal Cortex Involvement. In: PNAS 110(50), S. 20040-20045, 2013

Schiller, D. et al.: From Fear to Safety and Back: Reversal of Fear in the Human Brain. In: Journal of Neuroscience 28 (45), S. 11517-11525, 2008

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