Zoologie: Was Ameisen hören
Damit der Betrieb im Ameisenstaat reibungslos abläuft, kommunizieren die Tiere über chemische Signale miteinander. Für besonders geräuschempfindlich galten die Insekten dagegen nicht. Im Widerspruch zur gängigen Annahme sind Ameisen aber auch nicht völlig taub, wie Richard Hickling von der Universität von Mississippi und Richard Brown von der Staatsuniversität von Mississippi nun herausgefunden haben. Über Sinneszellen an ihren Fühlern nimmt die schwarze Feuerameise Solenopsis richteri durchaus Schallwellen in der Luft wahr. Das in Texas beheimatete Insekt hört allerdings nur, was direkt neben ihm passiert: Sein akustisches Wahrnehmungsvermögen beschränkt sich auf das Nahfeld mit einer Reichweite von zehn Zentimetern. Da die spärlichen Sinneszellen auf seinen Fühlern zur Wahrnehmung der Luftdruckschwankungen zu unempfindlich sind, messen sie die "Schallschnelle": die veränderliche Geschwindigkeit, mit der sich der Schallimpuls von der Quelle wegbewegt. Indem die Ameise die Messwerte an ihrem rechten und linken Fühler vergleicht, kann sie die Geräusche auch orten. Aufgrund der Schäden, welche die Feuerameise in Texas anrichtet, würden viele Amerikaner den schwarzen Eindringling gerne vertreiben. Doch um die flinken Tiere aus ihrem Hügel zu trommeln, müssten die Verfolger ihnen ziemlich dicht auf den Fersen bleiben. (Journal of the Acoustical Society of Ame-rica, Bd. 108, S. 1920)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 2000, Seite 31
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben