Neurogenese: Was Atombombentests über das Gehirn verraten
Es galt lange als unumstößliche Lehrbuchweisheit, dass im Gehirn eines Erwachsenen keine neuen Nervenzellen mehr heranreifen. Lernen, Erinnern und Vergessen liefen demnach ausschließlich in den Verbindungen zwischen den Zellen ab. Seit einigen Jahren haben Forscher jedoch den begründeten Verdacht, dass es sich dabei nicht um die ganze Wahrheit handelt: Zumindest der Gyrus dentatus, der als Teil des Hippocampus mitten in der neuronalen Schaltzentrale unseres Gedächtnisses sitzt, stellt offenbar eine Ausnahme von dieser Regel dar. Anzeichen dafür hatte man zunächst bei verschiedenen Säugetieren beobachtet. So sind beispielsweise im Gyrus dentatus von Mäusen und Ratten Gene aktiv, die bei der Zellteilung eine Rolle spielen. Offenbar scheinen hier auch bei ausgewachsenen Tieren so genannte Körnerzellen heranzureifen und sich in die bestehenden neuronalen Netze einzuklinken. Allerdings: Was für die kurzlebigen Nagetiere gilt, muss nicht auf das komplexe Gehirn eines Menschen übertragbar sein.
Diese Frage definitiv zu klären, erwies sich als überaus kompliziert. Denn die übliche Methode bei Tierversuchen – Markersubstanzen werden in den Körper injiziert und nach dem Tod in Hirnschnitten sichtbar gemacht – ist beim Menschen aus offensichtlichen ethischen Gründen nicht anwendbar. Es ist teilweise dem Zufall zu verdanken, dass eine Arbeitsgruppe um den 2007 verstorbenen schwedischen Hirnforscher Peter S. Eriksson an der Göteburger Universität den ersten soliden Hinweis auf "adulte Neurogenese" also Nervenzellneubildung im Erwachsenenalter, beim Menschen fand., ...
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben