Kognition: Nur eine Kopfgeburt?
Ein warmer Tag im Frühling. Sie liegen im Gras und spüren die warmen Sonnenstrahlen auf dem Gesicht. Wenn Sie den Arm ausstrecken, können Sie die Blumen im Gras berühren, die sich sanft im Wind wiegen. Nichts erscheint wirklicher als diese Wiese und Ihre eigenen Empfindungen. Die Wahrheit aber ist: Vor einigen Tagen drang ein verrückter Wissenschaftler in Ihre Wohnung ein, betäubte Sie, sägte Ihren Schädel auf und entnahm Ihr Gehirn. Nun schwimmt ebendieses in einem Tank mit Nährlösung, damit die grauen Zellen nicht absterben. Ein Supercomputer, der mit den Enden der Nerven verbunden ist, stimuliert das Organ so, als empfange es Reize aus der Umwelt, und gaukelt Ihnen vor, noch zu leben...
Beginnend in den 1970er Jahren kursierten zunehmend mehr Versionen dieses philosophischen Gedankenexperiments (hier angelehnt an "Brains in a Vat" in "Reason, Truth and History" von Hilary Putnam, 1981). Denn das Gehirn, so die zu jener Zeit propagierte Sichtweise der Kognitionswissenschaftler, arbeite letztlich genau wie ein Computer. Das rund 1300 Gramm schwere Organ bringe auf diese Weise auch das Bewusstsein hervor, wobei all unsere Wünsche, Gefühle oder Gedanken symbolische Repräsentationen darstellten, im Prinzip also so etwas seien wie die Algorithmen einer aberwitzig komplizierten Software. Manche Denker argumentieren, wir könnten schlichtweg nicht wissen, ob wir als Menschen in der Wirklichkeit oder lediglich als Gehirne in einem Tank existieren ...
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