Politische Strukturen: Sozialgeschichte: Was ist ein Barbar?
Schon die Bewohner der griechischen Stadtstaaten pflegten die Welt in eine kultivierte und eine barbarische zu unterteilen. Letztere beherbergte ihrer Ansicht nach Völker, die beispielsweise in abstoßender Weise der Trunksucht verfallen seien. Dabei bestehe ein Zusammenhang der jeweiligen Charakteristika mit dem Klima – als ideal galt nur das am Mittelmeer. So schrieb noch der Kriegstheoretiker Vegetius im ausgehenden 4. Jahrhundert, alle Völker heißer, trockener Gebiete seien zwar intelligent, aber auch verschlagen und zumeist nicht sonderlich mutig. Da sie weniger Blut besäßen als andere, hätten sie nämlich eine größere Angst vor Wunden. Völker des Nordens wie die Kelten und Germanen dagegen hielt er zwar für wenig klug, dafür aber dank eines Überschusses an Blut sehr kriegstüchtig. Da Kälte gesund sei und die Vermehrung fördere, seien sie zudem äußerst fruchtbar.
Im Grunde begann das Barbaricum schon jenseits der Alpen, doch der Süden Galliens, die "Narbonensis", wurde bereits 125 bis 118 v. Chr. römische Provinz, also beherrschtes und organisiertes Land, und Cäsar verschob bis 51 v. Chr. die Grenze weiter zum Rhein. Eroberungspläne jenseits davon wurden nach den gescheiterten militärischen Offensiven unter Augustus (31 v. – 14 n. Chr.) und Tiberius (14 – 37 n. Chr.) aufgegeben. Domitian (81 – 96) richtete schließlich die Rheinprovinzen "Germania superior" und "inferior" in Nordgallien ein. Jenseits des Flusses, so schrieben die römischen Autoren, lebten nur wilde Barbaren. ...
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