Genomik: Was macht(e) den Menschen zum Menschen?
Mit der Entzifferung ganzer Genome erschließen sich einzigartige Chancen, mehr über den Menschen und seine Stellung in der Natur zu erfahren. Zugleich bekommen wir Werkzeuge für eine Neukonstruktion unserer natürlichen Beschaffenheit in die Hand.
Im April 2003 stellten die Forscher der internationalen Humangenom-Organisation eine "endgültige" Version des entzifferten menschlichen Erbguts vor – zusammen mit einer Erklärung der Regierungschefs der sechs beteiligten Staaten, in der es hieß, diese Sequenz liefere Daten, mit denen sich der Mensch besser verstehen könne. Ein großes Versprechen.
Das Gelingen des Genomprojekts ist zweifelsohne einer der symbolträchtigen Meilensteine der Humanbiologie. Ihre Erkenntnisfortschritte gerade der letzten Jahrzehnte üben großen Einfluss auf die Wissenschaft vom Menschen aus: die Anthropologie. Diese hat einen naturwissenschaftlichen und einen geisteswissenschaftlichen Zweig, und beide Richtungen haben letztlich seit der Antike auf einander eingewirkt, seit die Menschen begannen, sich selbst als Gattung zu beobachten und zu beschreiben, und seit wir uns als Wesen mit Bewusstsein und rationalen Handlungsintentionen verstehen.
Eine wahre Revolution in dieser Hinsicht ereignete sich vor 150 Jahren – als die neuzeitliche Wendung der Anthropologie zur Naturwissenschaft in dem Werk von Charles Darwin kulminierte. Er beschrieb die Entstehung der Arten durch Merkmalsvariation und natürliche Zuchtwahl (Auslese) und begründete damit die moderne Evolutionslehre. Auch den Menschen, Homo sapiens, schloss Darwin ein. Zwar tat er das zunächst nur mit einer vorsichtigen Andeutung (siehe Zitat oben), doch legte er später explizit dar, dass der Mensch mit den Menschenaffen und anderen Primaten gemeinsame Vorfahren haben muss. Welchen Aufruhr diese Theorie insbesondere in der Gelehrtenwelt der Geisteswissenschaften auslöste, das ist bekannt. Heftige Diskussionen werden aber in der Öffentlichkeit bis heute geführt (Stichwort: Kreationismus und Intelligent Design).
In den Jahrzehnten danach hielten neu entstandene Disziplinen wie Biochemie und Biophysik in die Humanbiologie Einzug. Und schließlich hatte sich bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts eine wieder neue Stoßrichtung herausgebildet, die den Menschen als Objekt der Forschung mit den analytischen Methoden der Molekularbiologie, der Molekulargenetik und den sie stützenden Verfahren der Informationswissenschaften untersucht. Die historische Wasserscheide zwischen der älteren, biochemisch-biophysikalisch orientierten, und der neuen, molekular-informatisch orientierten Humanbiologie liegt nach meinem Empfinden im Jahr 1953: als James Watson und Francis Crick das Modell der DNA-Doppelhelix entwickelten. Bestätigt wurde es alsbald durch die sich bewahrheitende Hypothese, dass die genetische Botschaft der Erbsubstanz DNA in der Abfolge ihrer Bausteine verschlüsselt liegt und dass der genetische Kode im Prinzip universell ist ...
Das Gelingen des Genomprojekts ist zweifelsohne einer der symbolträchtigen Meilensteine der Humanbiologie. Ihre Erkenntnisfortschritte gerade der letzten Jahrzehnte üben großen Einfluss auf die Wissenschaft vom Menschen aus: die Anthropologie. Diese hat einen naturwissenschaftlichen und einen geisteswissenschaftlichen Zweig, und beide Richtungen haben letztlich seit der Antike auf einander eingewirkt, seit die Menschen begannen, sich selbst als Gattung zu beobachten und zu beschreiben, und seit wir uns als Wesen mit Bewusstsein und rationalen Handlungsintentionen verstehen.
Eine wahre Revolution in dieser Hinsicht ereignete sich vor 150 Jahren – als die neuzeitliche Wendung der Anthropologie zur Naturwissenschaft in dem Werk von Charles Darwin kulminierte. Er beschrieb die Entstehung der Arten durch Merkmalsvariation und natürliche Zuchtwahl (Auslese) und begründete damit die moderne Evolutionslehre. Auch den Menschen, Homo sapiens, schloss Darwin ein. Zwar tat er das zunächst nur mit einer vorsichtigen Andeutung (siehe Zitat oben), doch legte er später explizit dar, dass der Mensch mit den Menschenaffen und anderen Primaten gemeinsame Vorfahren haben muss. Welchen Aufruhr diese Theorie insbesondere in der Gelehrtenwelt der Geisteswissenschaften auslöste, das ist bekannt. Heftige Diskussionen werden aber in der Öffentlichkeit bis heute geführt (Stichwort: Kreationismus und Intelligent Design).
In den Jahrzehnten danach hielten neu entstandene Disziplinen wie Biochemie und Biophysik in die Humanbiologie Einzug. Und schließlich hatte sich bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts eine wieder neue Stoßrichtung herausgebildet, die den Menschen als Objekt der Forschung mit den analytischen Methoden der Molekularbiologie, der Molekulargenetik und den sie stützenden Verfahren der Informationswissenschaften untersucht. Die historische Wasserscheide zwischen der älteren, biochemisch-biophysikalisch orientierten, und der neuen, molekular-informatisch orientierten Humanbiologie liegt nach meinem Empfinden im Jahr 1953: als James Watson und Francis Crick das Modell der DNA-Doppelhelix entwickelten. Bestätigt wurde es alsbald durch die sich bewahrheitende Hypothese, dass die genetische Botschaft der Erbsubstanz DNA in der Abfolge ihrer Bausteine verschlüsselt liegt und dass der genetische Kode im Prinzip universell ist ...
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