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Mentale Fitness : Was man für sein Gehirn tun kann

Unsere Gene setzen die Rahmenbedingungen dafür, wie und wie geistig vital wir altern. Aber was kann man selbst tun, um diesen Rahmen auszuschöpfen?

Hirnjogging heißt das Zauberwort, mit dem viele Menschen den drohenden Problemen des Alters begegnen wollen. Dahinter steckt die Überzeugung, dass man »etwas« tun müsse, um sich auch am Lebensabend ein Stück Lebensqualität zu bewahren. Aus der Sicht des Individuums wandelt sich das Begriffspaar »Gene und Umwelt«, das Generalthema dieses Hefts, damit in »Gene und Aktivität«, wobei Letztere als die Summe des eigenen Verhaltens zu verstehen ist – einschließlich des Umgangs mit den unabänderlichen biologischen Gegebenheiten. So wie jeder weiß, dass körperliche Aktivität gut ist, um Herz, Kreislauf, Stoffwechsel und Bewegungsapparat für das Alter fit zu halten oder erst zu machen, so soll Hirnjogging etwas Ähnliches für den Verstand bewirken, auf dass, wie es schon der römische Dichter Juvenal von seinen Göttern erfleht hat, in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnen möge.

Dass man nicht Geistjogging sagt, ist ein Zugeständnis an die moderne Auffassung, wonach Geist und Verstand zwangsläufig ein Gehirn brauchen, das sie hervorbringen kann. Diese Sichtweise löst zwar nicht das uralte Leib-Seele-Problem, aber wie jeder weiß, dessen Gehirn einmal exzess-, unfall- oder krankheitsbedingt für eine gewisse Zeit mehr oder minder lahmgelegt war, setzt klares Denken ein funktionierendes Gehirn voraus. Und jeder ahnt wohl auch, dass sich Lebensqualität im Alter nur bewahren lässt, wenn unser Denkorgan mitspielt. Denn was nützte der bestens konservierte, gesündeste Körper, wenn kein Verstand mehr da wäre, sich seiner zu erfreuen? Insofern sind wir immer nur so gesund wie unser Gehirn.

Wir sehnen uns nach einem selbstbestimmten Leben in geistiger Klarheit bis ins höchste Alter. Und dazu soll uns, so die verbreitete Meinung, das Hirnjogging verhelfen. Diese zum Teil intuitive Hoffnung wird befeuert durch eine großflächige Vermarktung und wohlfeile Ratschläge in allen Medien, von der Apothekenzeitschrift bis in die letzten Winkel der Internetforen und Talkshows. Aber ob Hirnjogging wirklich ein adäquates Mittel ist, dem Verlust geistiger Fähigkeiten im Alter vorzubeugen, dazu liefern die Ratgeber oft nur pauschale Behauptungen a priori und pseudowissenschaft­liche Erklärungen ...

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  • Quellen

DeWeerdt, S: Aktiv sein ist der beste Schutz. In: Spektrum der Wissenschaft, Spezial Biologie – Medizin – Kultur 3/2012, S. 63 – 65

Schmiedek, F. et al.: Hundred Days of Cognitive Training Enhance Broad Cognitive Abilities in Adulthood: Findings from the COGITO Study. In: Frontiers in Aging Neuroscience 2, Artikel 27, Juli 2010

Kempermann, G.: Körperliche Aktivität und Hirnfunktion. In: Der Internist 53, S. 698 – 704, 2012

Kempermann, G.: New Neurons for »Survival of the Fittest«. In: Nature Reviews Neuroscience 13, S. 727 – 736, 2012

Kempermann, G.: Training für das Denken: Neue Nervenzellen für alte Gehirne. In: Zenner, H. P. et al. (Hg.): Herausforderung Mensch: Energie, Ernährung, Gesundheit. Thieme, Stuttgart 2011, S. 209 – 217

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