Wissenschaftsgeschichte: Was uns die Klassiker heute sagen
Wie viel ist zwei plus drei? So stand die Aufgabe an eine Kreidetafel geschrieben. Und Hans löste sie mit Bravour, indem er mit dem linken Vorderhuf fünfmal an ein Brett stieß. Das war der Beweis: Pferde können lesen und rechnen!
Anfang des 20. Jahrhunderts machte das Wunderpferd Hans in Berlin Furore und trat mit seinem Besitzer, dem Mathematiklehrer Wilhelm von Osten (1838–1909), öffentlich auf. Konnte ein Gaul wirklich so intelligent sein, wie von Osten dem staunenden Publikum versicherte? Der Psychologe Oskar Pfungst (1874–1932) lüftete wenig später das Geheimnis. Hans’ Besitzer signalisierte dem Vierbeiner auf subtile Weise das Rechenergebnis, indem er seine Körperhaltung leicht veränderte, sobald die richtige Zahl an Klopfern erreicht war.
Gleichgültig, ob der Pferdeflüsterer ein Scharlatan war oder selbst an das erstaunliche Talent des Tiers glaubte, der »kluge Hans« wurde zum Symbol für ein Problem, das Psychologen bis heute beschäftigt: Die Wünsche und Überzeugungen von Forschern beeinflussen ihre Resultate, mitunter sogar, ohne dass sie sich dessen bewusst wären. Einfacher ausgedrückt: Wer sucht, der findet – zum Beispiel Bestätigungen für die eigene, lieb gewonnene Theorie.
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