Menschwerdung: Was uns wirklich vom Affen unterscheidet
Unser Genom ist zu 99 Prozent identisch mit dem von Schimpansen. Wa-rum heben wir uns dann – vor allem intellektuell – so deutlich von ihnen ab? Offenbar weil wir einen sehr viel anderen Gebrauch von unseren Genen machen. Das hat nun ein Team um Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig herausgefunden. Es untersuchte, welche Gene im Gehirn und in der Leber von Affen und Menschen tatsächlich genutzt werden. Als Maß dafür diente die Art und Menge an Boten-RNA-Molekülen; sie liefern als "Blaupausen" der aktiven Gene den Bauplan der darin verschlüsselten Eiweißstoffe an die Proteinfabriken. Die in einer Zelle vorhandene Boten-RNA wurde mit einem Fluoreszenz-Farbstoff markiert und dann auf Gen-Chips aufgetragen, die bis zu 18000 bekannte Gene auf ihrer Oberfläche trugen. Jede Boten-RNA band sich spezifisch an ihr Gegenstück, sodass sich aus Position und Stärke des Fluoreszenz-Signals auf dem Chip das Muster der Genaktivität ablesen ließ. Ergebnis: Der Mensch benutzt vor allem im Gehirn andere Gene als der Affe. Inwieweit dies auch funktionelle Unterschiede widerspiegelt, ist allerdings unklar, da die Funktion der meisten Gene noch nicht bekannt ist. (Science, Bd. 296, S. 340)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 6 / 2002, Seite 51
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