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Libet-Experiment: Die Wiederentdeckung des Willens

Vor gut 30 Jahren entdeckte der Neurophysiologe Benjamin Libet, dass das Gehirn Bewegungen einleitet, bevor sich die Person bewusst dazu entschließt. Seitdem streiten Philosophen und Hirnforscher über die Tragweite dieser Erkenntnis. Neuere Experimente zeigen: Tiefe Zweifel an der Willensfreiheit waren verfrüht!
Handlungsmuster

Wenn es um den freien Willen geht, hört man fast nur extreme Ansichten. Da sind zum einen die Neuro-Revolutionäre, die unsere alltäglichen Vorstellungen über Verantwortung und Schuld als naturwissenschaftlich erwiesene Illusionen abtun. Ihnen gegenüber stehen die Traditionalisten, die von der Freiheit des Menschen überzeugt sind und nicht nachvollziehen können, was irgendwelche Laborexperimente daran ändern sollten. Und inzwischen gibt es noch eine dritte Gruppe, die "Genervten", die die schier endlose Debatte darüber nicht mehr hören können. Doch es hat sich eine Menge getan: Neue empirische Ergebnisse scheinen den freien Willen zu rehabilitieren.

Ein guter Startpunkt für viele philosophische Diskussionen ist unsere intuitive Erfahrung. Was verstehen wir unter Willensfreiheit? Wir meinen damit eine bestimmte Art und Weise, Entscheidungen zu fällen. Wenn ich zum Beispiel meinen Urlaub plane, sichte ich meine Möglichkeiten: Wie viel Geld und Zeit stehen mir zur Verfügung? Will ich eher entspannen oder etwas erleben? Bin ich auf Strand, Natur oder Kultur aus? Von Willensfreiheit zu sprechen, ergibt offenbar nur dann Sinn, wenn wir in einer Situation mehrere Optionen haben und uns durch bewusstes Abwägen von Gründen für eine davon entscheiden können. Wenn der freie Wille existiert, sollte der innere Monolog, den wir dabei mit uns führen, unsere Entscheidungen bestimmen ...

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Spektrum - Die Woche – Liebes Gehirn, konzentrier dich doch mal!

Unser Gehirn empfängt ununterbrochen Reize aus unserer Umgebung. Wie können wir trotzdem fokussiert sein und uns auf bestimmte Dinge konzentrieren? In dieser Ausgabe der »Woche« widmen wir uns dem Phänomen der Aufmerksamkeit und Konzentration. Außerdem: Neutrino-Experiment KATRIN bekommt Konkurrenz.

Spektrum - Die Woche – Kein Klimaschutz auf den Weltmeeren

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Spektrum - Die Woche – Eine Waage für das Vakuum

Nirgends ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis so groß wie bei der Energiedichte des Vakuums. Nun soll das Nichts seine Geheimnisse preisgeben. Außerdem ist letzte Woche die Weltklimakonferenz zu Ende gegangen. Das Ergebnis war mager – was bedeutet das für die Zukunft der Konferenzen?

  • Quellen

Haggard, P.: Human Volition: Towards a Neuroscience of Will. In: Nature Reviews Neuroscience 9, S. 934 – 946, 2008

Schlegel, A. et al.: Barking up the Wrong Free: Readiness Potentials Reflect Processes Independent of Conscoius Will. In: Experimental Brain Research 229, S. 329 – 335, 2013

Schurger, A. et al.: An Accumulator Model for Spontaneous Neural Activity Prior to Selfinitiated Movement. In: Proceedings of the National Academy of Sciences USA, E2904 – E2913, 2012

Soon, C. S. et al.: Unconscious Determinants of Free Decisions in the Human Brain. In: Nature Neuroscience 11, S. 543 – 545, 2008

Schlegel, A. et al.: Hypnotizing Libet: Readiness Poten-
tials with Non-Conscious Volition. In: Consciousness and Cognition 33, S. 199 – 203, 2015

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