WEIBLICHE LUST : "Es geht nicht darum, immer Lust zu haben"
Kirsten von Sydow arbeitet als Psychologische Psychotherapeutin und lehrt als Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Psychologischen Hochschule Berlin. Sie forscht unter anderem zu den Themen Partnerschaft, Bindung und Systemische Therapie. In ihrer Praxis in Hamburg arbeitet sie integrativ mit Einzelpersonen und Paaren. Dabei versucht sie, die Persönlichkeiten und Biografien von Menschen ebenso zu beachten wie deren Zusammenwirken als Paar und die Beziehungen zu Dritten. Sie ist ausgebildet in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und Systemischer Therapie.
Frau Professor von Sydow, laut einer Studie von Evolutionspsychologen lässt im Lauf einer Partnerschaft die sexuelle Lust bei Frauen stärker nach als bei Männern. Wie erklären Sie sich das?
Bei der Untersuchung handelt es sich um eine Querschnittsstudie mit Studierenden. In dieser Altersgruppe mag das so sein. Eigentlich betrifft das Problem aber beide Geschlechter. Das Bemerkenswerte: Jetzt ist bekannt, dass das auch bei Frauen so sein kann. Bisher wurde viel mehr über die Männer geredet.
Warum schwindet die Lust mit der Zeit?
Bei Lust im Sinne von sexuellem Verlangen und Erregung spielt die Neuheit eine wichtige Rolle. Deshalb ist sie in frischen Beziehungen am größten. Je mehr wir uns an den Partner gewöhnt haben und je vorhersehbarer alle Abläufe sind, desto weniger fühlen wir uns in der Regel von ihm sexuell erregt. Im Gegensatz dazu nimmt die Bindung an den Partner mit steigender Beziehungsdauer eher zu. Das kann zu inneren Konflikten führen.
… die sich durch Seitensprünge lösen lassen?
Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Ich denke aber, dass wir alle mit diesem Konflikt leben müssen. Dafür gibt es keine Patentlösung. Sexuelle Außenbeziehungen können reizvoll sein, aber auch sehr zerstörerisch für Partnerschaften ...
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