Welt der Wissenschaft - Astrophysik: Die kosmische Entfernungsleiter. Warum die Hubble-Konstante so schwer zu messen ist
Rund 50 Astrophysiker aus der ganzen Welt trafen sich im Juni 2014 zu einem vierwöchigen Workshop am Munich Institute for Astro- and Particle Physics (MIAPP). Auf dem Garchinger Forschungscampus diskutierten sie intensiv darüber, wie sich das Universum auf extragalaktischen Skalen mit neueren Methoden deutlich genauer als bisher vermessen ließe. Die Teilnehmer der Arbeitstagung haben ein gemeinsames Ziel: In den nächsten zehn Jahren wollen sie die Hubble-Konstante, welche die lokale Expansionsrate des Universums beschreibt, auf ein Prozent genau bestimmen. Ein ehrgeiziges Unterfangen. »Das erfordert ein Umdenken bei uns allen «, sagt Rolf Kudritzki, einer der beiden Direktoren des MIAPP und Mitorganisator des Workshops »The Extragalactic Distance Scale« (Die extragalaktische Entfernungsskala).
In der Astrophysik galten bislang verhältnismäßig große Fehlertoleranzen als akzeptabel. Dies ist unter anderem den experimentellen Gegebenheiten geschuldet. Messungen extragalaktischer Entfernungen etwa sind durchaus mit Unsicherheiten von zehn Prozent behaftet. Gerade in den letzten zwei Jahrzehnten aber war die Entfernungsbestimmung vor allem dank des Weltraumteleskops Hubble deutlich zuverlässiger geworden. Noch vor Einsatz dieses Observatoriums lag der Messfehler bei der Hubble-Konstanten H0 bei rund 50 Prozent, heute sind es je nach Messmethode weniger als zehn oder gar fünf Prozent.
Doch auch die Astronomen selbst könnten ein Weiteres hinzutun, um diesen Trend noch wesentlich zu verbessern. Denn bei der Bestimmung der Hubble-Konstanten fehlte es bisher oft an einheitlichen Kalibrierungen. Zudem vernachlässigte man in der Vergangenheit bestimmte physikalische Effekte, in der Annahme, dass sie bei der ohnehin recht großen Fehlertoleranz nicht ins Gewicht fielen. Mit den sich stetig verfeinernden Messtechnologien aber wendet sich das Blatt. ...
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