Direkt zum Inhalt

Hormone: Verhütung mit Folgen

Die Nebenwirkungen der Antibabypille werden seit Jahren heiß diskutiert. Was allerdings nur wenige Frauen ­wissen: Das Verhütungsmittel könnte auch das Gehirn ­beeinflussen und manche kognitiven Fähigkeiten sogar ­verbessern.
Ein grünes Päckchen Antibabypille.

Ob Spirale, Dreimonatsspritzen, Pflaster oder Zäpfchen – rund 200 Millionen Frauen weltweit setzen heutzu­tage bei der Empfängnisverhütung auf die Hilfe von Hormonen, wie aus Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO hervorgeht. Das mit Abstand am weitesten verbreitete hormonelle Verhütungsmittel ist die Antibabypille: Seitdem die erste "Pille" 1960 auf den Markt kam, greift in Industrieländern nahezu jede Frau irgendwann einmal im Lauf ihres Lebens auf sie zurück.

Ärzte verschreiben sie mittlerweile nicht mehr nur zur Empfängnisverhütung; auch bei Hautproblemen, Menstruationsbeschwerden und zyklusbedingten Stimmungsschwankungen soll sie Abhilfe schaffen. Etwa die Hälfte aller Frauen setzt die Antibabypille jedoch bereits nach kurzer Zeit wieder ab, weil sie ihrerseits Symptome wie Haut- und Stimmungsverschlechterungen als Nebenwirkungen hervorrufen kann.

Diese schädlichen Effekte sind in den vergangenen Jahren wieder stärker in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. So berichteten im Frühjahr 2016 tausende Frauen auf Twitter unter dem Hashtag "#MyPillStory" über ihre Erfahrungen mit der Verhütungsmethode. In einem Großteil der Tweets klagten die Anwenderinnen vor allem über Probleme wie Müdigkeit, Depression und sexuelle Lustlosigkeit, die sie selbst mit der Pille in Verbindung brachten ...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Ein alter KI-Ansatz für wahre maschinelle Intelligenz?

Wahre maschinelle Intelligenz – Transparenz und feste Regeln zeigen einen Weg, die KI die Fähigkeit geben könnte, logische Schlüsse zu ziehen. Außerdem: Eisen für die Energiewende verbrennen, das Paradoxon fehlender Information im Universum und Schaden Energydrinks dem Gehirn Jugendlicher?

Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigen Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Pauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum - Die Woche – Denken Sie rational?

Wie widerstehen Sie Denkfehlern? Rationales Denken ist mehr als Logik und Intelligenz – und oft harte Arbeit. In dieser Ausgabe zeigen wir, wie Sie falschen Schlüssen entgehen. Außerdem: Warum ist die Milchstraße verkrümmt und wie fällt die erste Bilanz zur Cannabis-Teillegalisierung aus?

  • Quellen

Gingnell, M. et al.: Oral Contraceptive Use Changes Brain Activity and Mood in Women with Previous Negative Affect on the Pill - a Double-blinded, Placebocontrolled Randomized Trial of a Levonorgestrel-containing Combined Oral Contraceptive. In: Psychoneuroendocrinology 38, S. 1133-1144, 2013

Griksiene, R., Ruksenas, O.: Effects of Hormonal Contraceptives on Mental Rotation and Verbal Fluency. In: Psychoneuroendocrinology 36, S. 1239-1248, 2011

Gogos, A.: Natural and Synthetic Sex Hormones: Effects on Higher-order Cognitive Function and Prepulse Inhibition. In: Biological Psychology, 93, S. 17-23, 2013

Gordon, H.W., Lee, P.A.: No Difference in Cognitive Performance Between Phases of the Menstrual Cycle. In: Psychoneuroendocrinology 18, S. 521-531, 1993

Hampson, E.: Estrogen-related Variations in Human Spatial and Articulatory-motor Skills. In: Psychoneuroendocrinology 15, S. 97-111, 1990

Kuhlmann, S., Wolf, O. T.: Cortisol and Memory Retrieval in Women: Influence of Menstrual Cycle and Oral Contraceptives. In: Psychopharmacology 183, S. 65-71, 2005

LeBlanc, E. S. et al.: Hormone Replacement Therapy and Cognition: Systematic Review and Meta-analysis. In: Journal of the American Medical Association 285, S. 1489-1499, 2001

Little, A.C. et al.: Oral Contraceptive Use in Women Changes Preferences for Male Facial Masculinity and is Associated with Partner Facial Masculinity. In: Psychoneuroendocrinology 38, S. 1777-1785, 2013

Mareckova, K. et al.: Hormonal Contraceptives, Menstrual Cycle and Brain Response to Faces. In: Social Cognitive and Affective Neuroscience 9, S. 191-200, 2014

Mordecai, K.L. et al.: Effects of Menstrual Cycle Phase and Oral Contraceptive Use on Verbal Memory. In: Hormones and Behavior 54, S. 286-293, 2008

Petersen, N. et al.: Decreased Susceptibility to False Memories from Misinformation in Hormonal Contraception Users. In: Memory 23, S. 1029-1038, 2015

Petersen, N. et al.: Oral Contraceptive Pill Use is Associated with Localized Decreases in Cortical Thickness. In: Human Brain Mapping 36, S. 2644-2654, 2015

Pletzer, B. et al.: Differential Effects of Androgenic and Anti-Androgenic Progestins on Fusiform and Frontal Gray Matter ­Volumes and Face Recognition Performance. In: Brain Research 1596, S. 108-115, 2015

Pletzer, B. et al.: Menstrual Cycle and Hormonal Contraceptive Use Modulate Human Brain Structure. In: Brain Research 1348, S. 55-62, 2010

Rosenberg, L., Park, S.: Verbal and Spatial Functions Across the Menstrual Cycle in Healthy Young Women. In: Psychoneuroendocrinology 27, S. 835-841, 2002

Rumberg, B. et al.: Cycle and Gender-specific Cerebral Activation during a Verb Generation Task Using fMRI: Comparison of Women in Different Cycle Phases, under Oral Contraception, and Men. In: Neuroscience Research, 66, S. 366-371, 2010

Sundström Poromaa, I., Gingnell, M.: Menstrual Cycle Influence on Cognitive Function and Emotion Processing - from a Reproductive Perspective. In: Frontiers in Neuroscience 14, 2014

Wharton, W. et al.: Oral Contraceptives and Androgenicity: Influences on Visuospatial Task Performance in Younger Individuals. In: Experimental and Clinical Psychopharmacology 16, S. 156-164, 2008

Wright, K.P., Badia, P.: Effects of Menstrual Cycle Phase and Oral Contraceptives on Alertness, Cognitive Performance, and Circadian Rhythms during Sleep Deprivation. In: Behavioural Brain Research 103, S. 185-194, 1999

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.