Symbiose: Tintenfisch mit Taschenlampe
Wer bei Tintenfischen nur an die Kolosse der Tiefsee denkt, übersieht ein faszinierendes Tier: die Hawaiianische Stummelschwanzsepie, Euprymna scolopes. Der nur daumengroße Zwergtintenfisch kommt in den flachen Gewässern des Hawaiiarchipels vor und lebt mit Leuchtbakterien in Symbiose. Tagsüber verstecken sich die Tiere im Sediment und tarnen sich dabei mit kleinen Steinchen, die sie sich mit einem Sekret auf den Rücken kleben. Doch spätabends und nachts begeben sie sich auf die Jagd nach Kleinkrebsen. Nun nutzen sie eine andere Form der Tarnung: die Gegenschattierung. Bei vielen Tieren, darunter Fischen, ist der Bauch heller als der Rücken, so dass sie gegen den Himmel oder die hellere Wasseroberfläche schlecht zu sehen sind.
Der Tintenfisch perfektioniert diesen Trick mit Hilfe von Licht produzierenden Bakterien, die er in seinem Leuchtorgan hält – einem System von blind endenden Kammern an seiner Bauchseite. Er steuert deren Helligkeit sogar präzise nach dem von oben einfallenden Mond- und Sternenlicht. Die Wirkung ist beinahe so, als trüge er eine Tarnkappe.
Die Lichtproduktion – Biolumineszenz – übernimmt das symbiontische Bakterium Vibrio fischeri (in neuerer Nomenklatur Aliivibrio fischeri). Dieser Verwandte des Choleraerregers verursacht keine Krankheiten, sondern lebt entweder frei im Wasser oder in Gesellschaft mit Kleinkrebsen und anderen Meerestieren. Hawaiianische Stummelschwanzsepien sind in der Natur immer damit besiedelt. Sie nehmen die Mikrobe, die in ihrer Umgebung allgegenwärtig ist, sofort nach dem Schlüpfen auf. Dabei unterscheiden sie von Anfang an streng zwischen V.-fischeri-Bakterien und anderen Arten, die das Leuchtorgan nicht besiedeln können. Selbst nichtleuchtende V.-fischeri-Bakterien werden zügig wieder ausgemerzt. Wie dies genau geschieht, ist allerdings noch unklar. ...
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