Künstliche Intelligenz: Was steckt hinter ChatGPT & Co?
Im Januar 1954 versammelten sich mehrere ausgewählte Pressevertreter in einem großen Raum der Georgetown University, der fast vollständig von einem Computer ausgefüllt wird: Die IBM-701-Maschine war der erste für wissenschaftliche Zwecke entwickelte Rechner und wog knapp zehn Tonnen. Das an sich war schon für viele Anwesende eine Sensation. Doch das überdimensionierte Gerät tat etwas Unvorstellbares: Mit russischen Beispielsätzen gefüttert, druckte es eine ins Englische übersetzte Version aus. »In fünf, vielleicht sogar nur drei Jahren wird sprachübergreifende Übersetzung durch elektronische Verfahren (…) wahrscheinlich möglich sein«, prognostizierte kurze Zeit später der Linguist Leon Dostert in einem Interview. Er leitete das Georgetown-Experiment, das sich maschineller Übersetzung widmete. Inzwischen wissen wir, dass sich Dostert um gut 60 Jahre verschätzt hatte.
Erst mit dem Aufkommen neuronaler Netze in den 2010er und 2020er Jahren wurden die Algorithmen leistungsfähig genug, um Texte verlässlich von einer Sprache in eine andere zu übertragen. »Komplizierte Zusammenhänge werden oft als ›Raketenwissenschaft‹ bezeichnet«, erklärt der Informatiker Aljoscha Burchardt vom Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (KI), der sich mit Sprachtechnologie beschäftigt. »Ich korrigiere die Leute dann oft, sie sollten lieber ›Übersetzungswissenschaft‹ sagen – denn Raketen sind einfach: Um auf den Mond zu fliegen, hat die Menschheit nur etwa zehn Jahre gebraucht …«
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