Mathematische Unterhaltungen: Wie intelligent ist die künstliche Intelligenz?
In den 1960er Jahren war es nicht unüblich, Computer als "Elektronengehirne" zu bezeichnen. Das wirkt bei den beschränkten Fähigkeiten der damaligen monströsen Geräte heute geradezu rührend naiv. Aber man traute ihnen allerhand zu: "Wir stehen an der Schwelle eines Zeitalters, das durch intelligente problemlösende Maschinen nachhaltig beeinflusst, ja vielleicht sogar beherrscht wird." So sprach 1961 Marvin Minsky, einer der Pioniere der Forschungsrichtung, die sich ohne jede falsche Bescheidenheit "künstliche Intelligenz" (KI) nannte.
In der Tat konnten die damaligen Rechner, geeignet programmiert, Dame und Schach spielen, geometrische Sätze beweisen, Analogieaufgaben aus Intelligenztests lösen und Buchstaben erkennen. Da schien es in Reichweite, sie mit jenen Fähigkeiten auszustatten, die wir an uns selbst am höchsten schätzen: logisch zu denken, Probleme zu lösen, kreativ zu sein, aus Erfahrungen zu lernen.
50 Jahre später sind problemlösende Maschinen zu selbstverständlichen Bestandteilen unseres Alltags geworden: Computerprogramme schlagen uns die günstigste Fahrtroute durch die Stadt vor, empfehlen uns Filme, die unserem Geschmack entsprechen, erkennen Gesichter auf Fotos, verwandeln gesprochene Nachrichten in Text und übersetzen Dokumente von einer Sprache in eine andere. In Dame und Schach sind sie mittlerweile unschlagbar. Selbst in der amerikanischen Fernsehshow "Jeopardy", in der Sprachspiele und Mehrdeutigkeiten eine wesentliche Rolle spielen, schlug ein Computer haushoch die bis dahin erfolgreichsten menschlichen Teilnehmer.
Gleichwohl bleibt völlig unklar, ob diese spektakulären Erfolge auf "Denken" oder "Intelligenz" zurückzuführen sind ...
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