Kopfschmerzen : Die Welle
Nach dem Mittagessen kriegte Frau Direktor Pogge Migräne. Migräne sind Kopfschmerzen, auch wenn man gar keine hat", schrieb Erich Kästner 1931 in seinem Kinderbuch "Pünktchen und Anton". Dieser böse Scherz hat durchaus einen wahren Kern: Etwa fünf Prozent der Migränepatienten verspüren gar kein Kopfweh oder haben auch schmerzfreie Attacken. Doch das ist natürlich kein Grund, Migräne als eine Art Hypochondrie abzutun, wie es bisweilen geschieht. Der Kopfschmerz ist offenbar nur ein Symptom dieser komplexen Erkrankung, deren Ursachen noch immer nicht völlig geklärt sind.
Migräne ist eine Volkskrankheit. Zwei von fünf Frauen und einer von fünf Männern leiden wenigstens einmal im Leben darunter. Migräne ist somit für fast drei Prozent aller Krankheitslasten weltweit verantwortlich, wie eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ergab. Die Analyse, 1990 erstmals durchgeführt und 2010 aktualisiert, bewertet zahlreiche Diagnosen nicht nur in Bezug auf Sterblichkeit, sondern auch auf eine Einschränkung der Lebensqualität. In dieser Rangliste steht Migräne an achter Stelle unter den am schwersten belastenden Krankheiten – sogar auf Platz eins, wenn man nur die neurologischen Störungen betrachtet. Etwa ein Prozent aller Menschen erleidet wöchentlich einen Migräneanfall.
Die Betroffenen nehmen während einer Attacke mitunter auch die Umwelt oder ihren eigenen Körper verzerrt wahr. 1955 prägte der Mediziner John Todd dafür den Begriff "Alice-im-Wunderland"-Syndrom. In Lewis Carrolls gleichnamigem Roman schrumpft die Titelheldin, nachdem sie einen Pilz verspeist hat, plötzlich zusammen, um kurz darauf auf riesenhafte Größe anzuwachsen. Vermutlich ließ sich Carroll (1832–1898), der eigentlich Charles Lutwidge Dodgson hieß und selbst an Migräne litt, hierzu von einem verbreiteten Symptom der Erkrankung inspirieren: der Migräneaura ...
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben