Energiepolitik: Klimafaktor Indien
Bei der Pariser UN-Klimakonferenz von 2015 diente ein glitzernder Wasserfall als Blickfang für den indischen Pavillon. Drinnen verkündeten Multimedia-Präsentationen und prominente Diskussionsrunden, dass Indien schon bald nur noch saubere Energie produzieren werde. Premierminister Narendra Modi ging noch weiter. Er erklärte sein Land zum Anführer einer neuen International Solar Alliance – eines Solarbündnisses mit dem Ziel, in 120 Ländern die Sonnenenergie zu fördern. Das offizielle Indien präsentierte sich als Vorreiter im Kampf gegen den globalen Klimawandel.
Ich kam damals gerade von einer Forschungsreise quer durch Indien zurück und hatte Mühe, den kühnen Optimismus mit den dort beobachteten Tatsachen zu vereinbaren: überall Kohlekraftwerke, ein störanfälliges Stromnetz, das von nennenswerten Mengen zusätzlicher Wind- oder Solarenergie hoffnungslos überfordert wäre, und die verbreitete Meinung, Indien sei als Entwicklungsland nicht verpflichtet, seine CO2-Emissionen zu reduzieren, sondern dürfe mit fossiler Energie wachsen wie die großen Industrienationen vormals auch.
Dennoch unterzeichnete Indien zusammen mit 194 anderen Staaten das Pariser Klimaabkommen, das die Welt verpflichtet, die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Im November 2016 trat das Abkommen in Kraft und wurde nach internationalem Recht für jedes der beteiligten Länder bindend – also auch für Indien. Nur US-Präsident Donald Trump kündigte Anfang Juli 2017 die Absicht an, von der Pariser Übereinkunft zurückzutreten ...
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