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Hypersomnie : Vom Schlaf getroffen

Seit mehr als 20 Jahren leidet unser Autor Henry Nicholls an »Narkolepsie« – einer Schlafsucht, die bis heute als unheilbar gilt.
Ein Mann schläft im Lager angelehnt an die Regale

In einem meiner ersten bezahlten Jobs musste ich nach Löwen Ausschau halten. Es gibt diverse Aufgaben, die für Menschen mit Narkolepsie ungeeignet sind, und das ist mit Sicherheit eine davon. Ich war 22, hatte gerade meinen Abschluss in Zoologie gemacht und beobachtete Erdmännchen in der südafrikanischen Kalahariwüste. Wir arbeiteten zu zweit: Einer folgte den Tieren zu Fuß, der andere blieb im Jeep und sollte Alarm geben, falls Löwen auftauchten. Häufig erwachte ich mit einem Abdruck des Lenkrads auf der Stirn, während mein Kollege und die Erdmännchen schon längst außer Sichtweite waren. Erst suchte ich nach einem Lebenszeichen von ihm, dann panisch nach Hinweisen auf seinen Tod. Das kann ich heute nur deshalb so entspannt erzählen, weil nie jemand angefallen wurde.

Die ersten 20 Jahre meines Lebens hatte ich ein ganz normales Verhältnis zu Schlaf. Aber kurz nach meinem 21. Geburtstag zeigten sich bei mir Symptome der Narkolepsie, einer verhältnismäßig seltenen Erkrankung, die bei zirka einem von 2500 Menschen ausbricht. Die meisten Leute verbinden damit so etwas wie häufige Anfälle unkontrollierbarer Schläfrigkeit. Das stimmt zwar, aber diese Art von Schlafsucht ist schlimmer. Sie geht zum Beispiel klassischerweise mit einer »Kataplexie« einher: Bei starken Emotionen erschlafft die Skelettmuskulatur in kürzester Zeit vollständig, und man fällt wie eine Marionette in sich zusammen. Weitere Symptome sind verworrene Träume, Schlaflähmungen, beängstigende Halluzinationen und, paradoxerweise, Durchschlafstörungen. Es gibt keine Heilung. Bisher ...

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  • Literaturtipp und Quellen

Literaturtipp

Nicholls, H.: Sleepyhead: Narcolepsy, Neuroscience and the Search for a Good Night. Profile Books, London 2018

Spannender Einblick in die Narkolepsie- und Schlafforschung

Quellen

Chen, L. et al.: Animal Models of Narcolepsy. In: CNS & Neurological Disorders Drug Targets 8, S. 296–308, 2009

De Lecea, L. et al.: The Hypocretins: Hypothalamus-Specific Peptides with Neuroexcitatory Activity. In: PNAS 95, S. 322–327, 1998

Irukayama-Tomobe, Y. et al.: Nonpeptide Orexin Type-2 Receptor Agonist Ameliorates Narcolepsy-Cataplexy Symptoms in Mouse Models. In: PNAS 114, S. 5731–5736, 2017

Lammers, G. J.: Drugs Used in Narcolepsy and Other Hypersomnias. In: Sleep Medicine Clinics 13, S. 183-189, 2018

Lin, L. et al.: The Sleep Disorder Canine Narcolepsy is Caused by a Mutation in the Hypocretin (Orexin) Receptor 2 Gene. In: Cell 98, S. 365–376, 1999

Mitler, M. M. et al.: Narcolepsy-Cataplexy in a Female Dog. In: Experimental Neurology 45, S. 332–340, 1974

Tesoriero, C. et al.: H1N1 Influenza Virus Induces Narcolepsy-Like Sleep Disruption and Targets Sleep-Wake Regulatory Neurons in Mice. In: PNAS, 113, E368-77, 2015

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