Hypersomnie : Vom Schlaf getroffen
In einem meiner ersten bezahlten Jobs musste ich nach Löwen Ausschau halten. Es gibt diverse Aufgaben, die für Menschen mit Narkolepsie ungeeignet sind, und das ist mit Sicherheit eine davon. Ich war 22, hatte gerade meinen Abschluss in Zoologie gemacht und beobachtete Erdmännchen in der südafrikanischen Kalahariwüste. Wir arbeiteten zu zweit: Einer folgte den Tieren zu Fuß, der andere blieb im Jeep und sollte Alarm geben, falls Löwen auftauchten. Häufig erwachte ich mit einem Abdruck des Lenkrads auf der Stirn, während mein Kollege und die Erdmännchen schon längst außer Sichtweite waren. Erst suchte ich nach einem Lebenszeichen von ihm, dann panisch nach Hinweisen auf seinen Tod. Das kann ich heute nur deshalb so entspannt erzählen, weil nie jemand angefallen wurde.
Die ersten 20 Jahre meines Lebens hatte ich ein ganz normales Verhältnis zu Schlaf. Aber kurz nach meinem 21. Geburtstag zeigten sich bei mir Symptome der Narkolepsie, einer verhältnismäßig seltenen Erkrankung, die bei zirka einem von 2500 Menschen ausbricht. Die meisten Leute verbinden damit so etwas wie häufige Anfälle unkontrollierbarer Schläfrigkeit. Das stimmt zwar, aber diese Art von Schlafsucht ist schlimmer. Sie geht zum Beispiel klassischerweise mit einer »Kataplexie« einher: Bei starken Emotionen erschlafft die Skelettmuskulatur in kürzester Zeit vollständig, und man fällt wie eine Marionette in sich zusammen. Weitere Symptome sind verworrene Träume, Schlaflähmungen, beängstigende Halluzinationen und, paradoxerweise, Durchschlafstörungen. Es gibt keine Heilung. Bisher ...
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