Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Persönlickeit: Offen für Neues

Menschen, die neuen Erfahrungen gegenüber aufgeschlossen sind, nehmen die Welt differenzierter wahr. Denn nebensächliche Informationen und widerstreitende Gefühle gelangen eher in ihr Bewusstsein.
Ein Surfer mit seinem Board am Strand zwischen Palisaden.

Was wir landläufig unter "Aufgeschlossenheit" verstehen, bezeichnen Fachleute als "Offenheit für Erfahrungen" oder einfach als "Offenheit". Menschen, bei denen dieses Persönlichkeitsmerkmal stark ausgeprägt ist, sind lernbegierig, kreativ und fantasievoll. Sie interessieren sich für Kunst, sind unersättliche Leser, hören leidenschaftlich Musik oder widmen sich anderen kulturellen Aktivitäten. Persönlichkeitstheoretiker schreiben ihnen eine größere "Breite, Tiefe und Durchlässigkeit des Bewusstseins" zu. Hinzu kommt die Neigung, sich sowohl mit abstrakten Gedanken und Argumenten als auch mit sensorischen Eindrücken intensiv auseinanderzusetzen. Kurz gesagt: Offene Personen beschäftigen sich gern mit den verschiedensten Wahrnehmungen, Empfindungen und Ansichten, die in unserem Kopf um Aufmerksamkeit ringen – Informationen sind wie Drogen für ihr Gehirn.

Das belegen inzwischen auch immer mehr Studien. Unter anderem scheint Offenheit bei Kreativitätstests, die das so genannte divergente Denken erfassen, von Vorteil zu sein. Auf ein einfaches Problem müssen Studienteilnehmer hier eine Vielzahl von unterschiedlichen Lösungen finden, wie auf die Frage: "Wie viele Verwendungsmöglichkeiten fallen Ihnen für einen Ziegelstein ein?" Weniger offene Personen kommen in der Regel auf spärlichere und offensichtlichere Antworten, sie schlagen vor, Mauern, Häuser oder andere Dinge zu bauen. Hochgradig offenen Menschen drängen sich noch andere Optionen auf: Ein Ziegelstein kann als Waffe dienen, als Briefbeschwerer oder als Stütze für ein Sofa, an dem ein Fuß abgebrochen ist. Oder sie überlegen, ihn zu zerschlagen und mit Wasser zu Farbe zu vermischen. Selbst für die alltäglichsten Gegenstände fallen ihnen diverse Möglichkeiten ein ...

Kennen Sie schon …

Spektrum Kompakt – Sucht - Abhängigkeit im Alltag

Eine Sucht entsteht nicht nur bei harten Drogen. Unterschiedlichste Mittel und sogar Verhaltensweisen können abhängig machen. Hierzu zählen das Online-Glücksspiel, Sport und auch die sozialen Medien. Bei der Abhängigkeit von Alkohol gibt es neue Therapieansätze, die aus der Sucht helfen sollen.

Spektrum - Die Woche – Putzig, aber unerwünscht

Waschbären haben sich in Europa rasant verbreitet – die einen finden sie niedlich, andere sind nur noch genervt, weil die Tiere den Müll plündern oder in den Dachboden einziehen. Dazu kommen Risiken für Gesundheit und Natur. Wie stark schaden sie der heimischen Tierwelt und uns Menschen?

Gehirn&Geist – Aus Fehlern lernen

Missgeschicke gehören zum Leben dazu. Unser Gehirn bemerkt sie oft blitzschnell. Wie registriert unser Gehirn, wenn wir uns irren, wie reagiert es darauf und warum lernt das Gehirn nicht immer aus den Fehlern? Daneben berichten wir, aus welchen Gründen manche Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen und wie eine Annäherung vielleicht gelingen kann. Therapien von Morbus Alzheimer konzentrierten sich auf die Bekämpfung der Amyloid-Plaques. Doch man sollte dringend die Ablagerungen des Tau-Proteins stärker in den Blick nehmen. Die Folgen des hybriden Arbeitens rücken zunehmend in den Fokus der Forschung. Es führt zu einer höheren Zufriedenheit bei den Angestellten. Allerdings gibt es auch Nachteile. Bremst das Homeoffice die Kreativität? Daneben gehen wir der Frage nach, ob Tiere empathisch sind.

  • Quellen

Antinori, A. et al.: Seeing it Both Ways: Openness to Experience and Binocular Rivalry Supression. In: Journal of Research in Personality 68, S. 15–22, 2017

Barford, K.A., Smillie, L.D.: Openness and Other Big Five Traits in Relation to Dispositional Mixed Emotions. In: Personality and Individual Differences 102, S. 118–122, 2016

Beaty, R.E. et al.: Personality and complex brain networks: The role of openness to experience in default network efficiency. In: Human Brain Mapping 37, S. 773–779, 2016

DeYoung, C. G.: Openness/Intellect: A Dimension of Personality Reflecting Cognitive Exploration. In: Cooper, M. L., Larsen, R. J. (Hg.): APA Handbook of Personality and Social Psychology 4: Personality Processes and Individual Differences. American Psychological Association, Washington 2015, S. 369–399

DeYoung, C. G.: The neuromodulator of exploration: A unifying theory of the role of dopamine in personality. In: Frontiers in Human Neuroscience 7, S. 762, 2013

Peterson, J.B., Carson, S.: Latent Inhibition and Openness to Experience in a high-achieving student population. In: Personality and Individual Differences 28, S. 323–332, 2000

Simons, D.J., Chabris, C.F.: Gorillas in Our Midst: Sustained Inattentional Blindness for Dynamic Events. In: Perception 28, S. 1059–1074, 1999

Stemmler, G. et al.: Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung. Kohlhammer, Stuttgart, 8., überarbeitete Auflage 2016

Schreiben Sie uns!

1 Beitrag anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.