Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Hirnforschung: Wie sich das Gehirn in Falten legt

Nervenfasern formen mit ihren vereinten Kräften die wellige Landschaft der Hirnrinde. Manche Windungen sehen bei Schizophrenie oder Autismus anders aus als bei gesunden Menschen. Dieser Befund könnte neue Diagnoseansätze ermöglichen.
Gehirn
Am menschlichen Gehirn fällt zunächst die charakteristische, von Windungen durchzogene Oberfläche ins Auge. Diese wellige Landschaft mit ihren tiefen Furchen vermittelt unsere Wahrnehmungen, unser Denken, Fühlen und Handeln. Sie wird von der Großhirnrinde geformt, der so genannten grauen Substanz – einer zwei bis vier Millimeter dicken Schicht voller Nervenzellen, die Hirnforscher auch als zerebralen Kortex bezeichnen.

Auch bei anderen großen Säugetieren ist die Hirnoberfläche gefaltet, so bei Walen, Hunden oder Menschenaffen, bei jeder Art in für sie charakteristischer Weise. Hingegen besitzen kleine Säugetiere eher glatte Gehirne, wie auch andere Wirbeltiere. Der Unterschied hängt damit zusammen, dass die Hirnrinde bei größeren Säugern mehr Platz benötigt als der Schädel bietet. Besonders ausgeprägt ist das beim Menschen: Seine Großhirnrinde würde ausgebreitet etwa das Dreifache der Schädelinnenfläche aufspannen.

Wie kommt es, dass die großen Hirnwindungen in der Regel bei allen Menschen ähnlich aussehen, die kleineren Windungen aber stark variieren? Repräsentiert die charakteristische Hirnlandschaft auch Funktionen unseres Denkapparats? Neueren Forschungen zufolge ziehen vor der Geburt Nervenfasern die Hirnoberfläche zurecht und halten sie auch später in Form. Das erklärt, warum Schädigungen in den neuronalen Kommunikationsnetzen äußerlich an der Hirnfaltung sichtbar sein können – gleich, ob die Defekte in der frühen Entwicklung eintreten, wie bei einigen psychischen Krankheiten, oder erst später, etwa bei einem Schlaganfall oder einer Verletzung. Diese Beobachtung dürfte die Diagnose einiger psychischer und mentaler Störungen und Behinderungen erleichtern. Nicht zuletzt kann sie auch neue Ideen für Therapien liefern.

Form und Aussehen unseres Gehirns beschäftigen Forscher schon seit Langem. Im frühen 19. Jahrhundert begründete der deutsche Mediziner Franz Joseph Gall (1758 – 1828) die Phrenologie. Er glaubte, dass die Schädel- und Hirnform Rückschlüsse auf Intelligenz und Charakter erlauben. Diese Lehre gilt heute weit gehend als unwissenschaftlich. Von ihr angeregt begannen im 19. Jahrhundert jedoch viele Gelehrte mit der Sammlung von "Verbrecher-", "Schwachsinnigen-" und "Geniegehirnen"«. Eine weitere These entwarf vor gut 100 Jahren ...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Wer lebt am Grund des Nordpols?

Die Tiefsee rund um den Nordpol ist einer der am wenigsten erforschten Orte der Erde. Begleiten Sie das Forschungsschiff »Polarstern« auf seiner Expedition und entdecken Sie Artenvielfalt und Auswirkungen des Eisrückgangs auf das Ökosystem. Das alles und noch viel mehr in »Spektrum - Die Woche«!

Spektrum - Die Woche – Günstig erzeugt, teuer verkauft

Notre-Dame nach Brand wiedereröffnet! Erfahren Sie mehr über die Restaurierung und neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Plus: Warum sind die Strompreise in Deutschland die höchsten Europas? Lesen Sie mehr in »Spektrum – Die Woche«.

Spektrum - Die Woche – Mehrere Higgs-Teilchen vor dem Aus?

2012 wurde der Nachweis des Higgs-Teilchens vom CERN bekannt gegeben, seitdem wird fleißig weiter geforscht. Warum gibt es mehr Materie als Antimaterie? Was ist Dunkle Materie? Diese und weitere Fragen behandeln wir in unserer Titelgeschichte. Außerdem: Die seelische Gesundheit unserer Kinder.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.